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Donnerstag, 22. Dezember 2011

Weihnachten im Elsass


In der Weihnachtszeit wird einem die enge kulturelle Verbundenheit 
des Elsass mit Deutschland erneut  bewusst - sei es nun beispielsweise anhand der klassischen Weihnachtsmärkte oder der Tradition des Adventskranzes. Oder aber am Brauch des Weihnachtsbaumes. Wann diese Tradition genau begonnen hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Eine der ersten Erwähnungen überhaupt ist allerdings die eines Weihnachtsbaumverkaufs im Elsass für das Jahr 1521. Heute liegt dieser schriftliche Beleg in der Humanistischen Bibliothek von Sélestat (elsässisch: Schlettstadt). Andere Quellen aus dem 16. Jahrhundert berichten, dass die Weihnachtsbäume im Elsass damals mit Äpfeln, Gebäck, Nüssen und Oblaten geschmückt wurden. Inzwischen geht es etwas bunter zu. Farbige Kugeln und Lametta dürfen häufig nicht fehlen. Aber auch dezenterer Festschmuck in Form von Holzfiguren ist durchaus üblich.

Typisch französisch präsentiert sich das Essen. An Heiligabend findet im Kreis der Familie ganz à la française das Réveillion statt. Dies ist ein mehrgängiges Festmahl, das mehrere Stunden dauern kann. Welche kulinarischen Leckerbissen hierbei aufgetischt werden, hängt ganz vom jeweiligen Haushalt ab. Eine Tradition ist etwa ein mit Maronen gefüllter Truthahn. Dazu gibt es Austern und Foie Gras (Stopfleber), Desserts, Käse und zum Abschluss den obligatorischen Kaffee. Eine Spezialität an diesem Abend ist der bûche de Noël, der Weihnachtskuchen, bei dem es sich um eine mit Creme gefüllte Biskuitrolle handelt. Die Bezeichnung bûche (Holzscheit) bezieht sich auf seine Form.

Um Mitternacht folgt schließlich der Kirchenbesuch. Nicht selten schleicht sich in dieser Zeit der Père Noël (Weihnachtsmann) ins Haus und legt die Geschenke unter den Baum. Am Morgen des 25. Dezember - teilweise aber auch schon am Heiligabend - findet für die Kinder dann die Bescherung statt. In Frankreich ist dieser Tag zugleich der einzige offizielle Weihnachtsfeiertag. Eine Ausnahme bilden einige Teile Lothringens sowie das Elsass, wo der zweite Weihnachtsfeiertag ebenso wie in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag ist.

Montag, 12. Dezember 2011

Ottmarsheim: Weihnachtsmarkt und Kirchenbesuch

Der kleine Ort Ottmarsheim liegt unmittelbar an der Grenze zu Deutschland. Hier führt die französische A36 über den Rhein und geht in die deutsche A5 über. Nur wenige Autominuten entfernt liegt auf deutscher Seite die Kleinstadt Neuenburg am Rhein.

Am vergangenen Wochenende fand in Ottmarsheim ein Weihnachtsmarkt statt. Neben dem obligatorischen Glühwein gab es weitere elsässische Spezialitäten wie Gebäck, Bier und Sauerkraut. An den Buden wurde jedoch nicht nur für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt. Museen und Vereine nutzten die Gelegenheit, um für ihre Projekte Werbung zu machen. Auch gab es verschiedenste Produkte zu kaufen. Weihnachtssänger sorgten für weihnachtliche Atmosphäre. Die Kinder freuten sich über den Besuch des Weihnachtsmanns sowie eine Fahrt mit seinem Rentier-Schlitten. Praktischerweise hatte der Schlitten Räder, denn Schnee gab es bei uns angesichts der herbstlichen Temperaturen bisher noch nicht.

Ich fand den Weihnachtsmarkt von Ottmarsheim sehr sympathisch und gelungen. Im nächsten Jahr steht er damit sicherlich wieder auf meiner Liste der zu besuchenden Weihnachtsmärkte. Ebenso interessant war zudem die Abteikirche von Ottmarsheim (frz.: L'église Saint-Pierre-et-Saint-Paul). Die einstige Klosterkirche des Klosters Ottmarsheim (Benediktinerinnen) wurde im frühen 11. Jahrhundert erbaut. Als Vorbild diente die Aachnener Pfalzkapelle Karls des Großen, die heute ein Teil des Aachener Doms ist. Als bedeutendes Denkmal der Romanik stellt sie eine sehenswerte Etappe auf der Romanischen Straße (elsässische Ferienstraße, auf der sich über 100 Baudenkmäler der Romanik befinden) dar.
Ebenso wie das Elsass hat die Kirche eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Im 15. Jahrhundert gingen bei einem Brand fast alle Fresken verloren. Des Weiteren erlebte sie in den vergangen Jahrhunderten zahlreiche Um- und Anbauten. Zuletzt bedurfte die Kirche einer Sanierung, als ein Brand 1991 das Dachgestühl und die Orgel vernichtete.

Die Kirche betritt man durch die kleine Vorhalle unter dem Turm. Hieran schließt sich der Zentralbau in Form eines Oktagons an, der von einer Kuppel überdacht wird. Bemerkenswert sind die ästhetische Schlichtheit sowie die beeindruckenden Lichtverhältnisse. Für deutschsprachige Besucher sind sicherlich die zahlreichen Inschriften auf Deutsch von Interesse. Der Aufgang zu den mit Bögen und Säulen verzierten Emporen war leider verschlossen. Doch auch so hinterließ der Besuch der Kirche einen bleibenden Eindruck.

Montag, 28. November 2011

Marché de Noel / Weihnachtsmarkt in Marckolsheim

Das Elsass ist über seine Grenzen hinaus für seine atmosphärischen Weihnachtsmärkte bekannt. Dementsprechend zieht es viele Besucher während der Adventszeit hierher. Nachdem meine Familie und ich in der vergangenen Woche den Weihnachtsmarkt in Habsheim (ca. 10 Kilometer südlich von Mulhouse) besucht haben, waren wir am gestrigen Sonntag auf dem Marché de Noel in Marckolsheim (rund 20 Kilometer nördlich von Colmar).


In kleinen Holzbuden und an Verkaufsständen boten Händler u.a. Kunsthandwerk aus der Region an. Glühwein und heiße Schokolade halfen gegen die Kälte. Kinder hatten die Möglichkeit, sich ein Marionettentheater anzuschauen und auf Eseln zu reiten. Für weihnachtliche Atmosphäre sorgten Musikanten sowie ein Weihnachtsmann, der Bonbons verteilte.

Montag, 21. November 2011

La Bande Dessinée - Comics in Frankreich

Wohl jeder kennt die Gallier Asterix & Obelix oder Westernheld Lucky Luke. Aber wie sieht es mit der berühmten Comic-Thriller-Serie XIII aus? In Deutschland sind einem größeren Publikum lediglich diejenigen Comicserien bekannt, die auch bei Kindern einen großen Anklang finden. Auf der anderen Seite des Rheins werden Comics daher vor allem als Produkte für Kinder wahrgenommen.

Ganz anders verhält es sich in Frankreich und Belgien. Hier haben Comics den Status eines Kulturguts für alle Altersgruppen. Wer einmal in ein französisches Buchgeschäft geht, der wird erstaunt sein, wie viel Platz dort den Comics gewidmet ist. Allerdings sollte man nicht nach dem Begriff Comic suchen. In diesem Fall würde man nicht fündig werden. In Frankreich werden Comics als Bande Dessinée (als Abkürzung auch BD oder bédé) bezeichnet. Den Begriff Comic verwendet man in Frankreich ausschließlich für Bandes Dessinées aus den USA.

Die Bandes Dessinèes zeichnen sich häufig durch ein hohes Maß an Vielfalt und Qualität aus. Neben den klassischen Serien überwiegen vor allem Thriller, historische Geschichten und (politische) Satiren. Der gestalterische Aufwand für die Bandes Dessinées ist häufig so groß, dass sie in Frankreich zu Recht als eine eigene Kunstform angesehen werden.

Eine Kunstform, die in Frankreich Millionen Anhänger findet. Am vergangenen Wochenende fand in Illzach (bei Mulhouse) zum wiederholten Male ein BD-Festival statt. Neben Tauschbörsen und dem Verkauf von Comics kamen die Besucher vor allem, um persönlich einige Worte mit den eingeladenen Zeichnern zu wechseln und von ihnen eine Widmung für ihre mitgebrachten bzw. vor Ort gekauften Bandes Dessinées zu bekommen. Wie jedes Jahr war das Festival gut besucht. Und das zwar auch von Kindern. Den weitaus größten Anteil machten aber die Erwachsenen aus. Comics - oder besser: Bandes Dessinées - sind in Frankreich eben ein Kulturgut für alle Altersklassen.

Sonntag, 13. November 2011

Hamburger Fischmarkt (fast) ohne Fische

Eigentlich möchte ich ausschließlich über das Elsass berichten. Einen „Hamburger Fischmarkt“ auf der anderen Seite des Rheins im Grenzort Neuenburg am Rhein schien mir als Nordlicht dennoch einen Bericht wert zu sein. Und um wieder die Kurve zum Elsass zu bekommen: Der Fischmarkt wurde vorab im monatlich erscheinenden Veranstaltungskalender unserer Region beworben.

Der Besuch des Fischmarkts begann zunächst einmal ernüchternd. Neben Allesschneidern wurden Staubsauger und Käsereiben feilgeboten. Für musikalische Begleitung sorgte ein Shanty-Chor vom Bodensee! Hamburger Fischmarkt? Ich war schon drauf und dran, wieder nach Hause zu fahren, als ich doch noch eine Bude mit Fischbrötchen ausmachen konnte. Mein „Moin“ wurde zwar nicht erwidert. Immerhin schmeckte das Brötchen mit Räucherlachs aber nach Hamburg. Die Marktschreier hingegen sprachen nicht einmal norddeutschen Dialekt. Das mag auch daran gelegen haben, dass sie laut den Adressen auf ihren Wagen aus „maritimen“ Städten wie etwa Osnabrück kamen. Insgesamt versprühte der „Hamburger“ Fischmarkt so viel Authentizität wie ein Oktoberfest in den USA.
Da ich noch im Sommer in Schleswig-Holstein und mit einer Menge frischer Erinnerungen ausgestattet gewesen bin, war ich nicht sonderlich enttäuscht. Ich hatte nur gehofft, einer befreundeten französischen Familie, die bei dem Besuch dabei war, etwas Norddeutsches zeigen zu können. Sei’s drum, das Original genießt man eben am besten an seinem Ursprungsort. Der nächste Heimaturlaub kommt bestimmt...

Montag, 7. November 2011

Soldatenfriedhof bei Sigolsheim

Als sich im Januar 1945 der Zusammenbruch an der Ostfront abzeichnete, befahl Hitler die Einstellung des  Unternehmens Nordwind im Elsass und in Lothringen. Damit kam die letzte große militärische Offensive der Wehrmacht im Westen zum Stehen. Unmittelbar darauf schloss sich eine gemeinsame Operation von französischen und US-amerikanischen Kräften an. Vom  20. Januar bis zum 9. Februar 1945 kämpften die 1. Französische Armee und das U.S. XXI Corps auf der einen sowie die deutsche 19. Armee auf der anderen Seite erbittert um den Brückenkopf Elsass (französisch: Poche de Colmar). Bei Temperaturen um -20 °C, starken Winden und tiefem Schnee kamen zehntausende Soldaten ums Leben. Der Kampf endete schließlich mit dem endgültigen Rückzug der deutschen Truppen aus dem Elsass, als sich die letzten verbliebenen Kräfte über den Rhein absetzten.


Auf einem Soldatenfriedhof (Nécropole nationale de Sigolsheim) in der Nähe von Sigolsheim (rund zwölf Kilometer nordwestlich von Colmar) wird alliierten Gefallenen dieser Kämpfe gedacht. 1.589 französische Soldaten haben hier auf dem sogenannten Blutberg ihre letzte Ruhestätte gefunden. Unter ihnen befinden sich 792 muslimische Nordafrikaner, die ebenso wie fünfzehn hier ruhende französische Juden Angehörige der 1. Französischen Armee waren.


In wenigen hundert Metern Entfernung vom Friedhof erinnert ein Denkmal an die Hilfe der US-amerikanischen Soldaten bei der Befreiung von der Nazi-Herrschaft. Wenngleich der Besuch von Kriegs-Gedenkstätten angesichts der tristen Begleitumstände bei manchem eventuell ein mulmiges Gefühl hervorrufen mag, so lohnt sich eine Visite schon allein wegen der herrlichen Aussicht. Bei gutem Wetter bietet sich dem Betrachter ein großartiger Ausblick auf die Rheinebene und Colmar.

Montag, 17. Oktober 2011

La Petite Camargue Alsacienne

Beim Begriff Camargue denken viele vermutlich zunächst einmal an das bekannte Gebiet in Südfrankreich. Doch nicht nur die Rhone hat eine markante Landschaft erschaffen. Auch der Rhein kann damit dienen. Im südlichen Elsass befinden sich bei St. Louis (deutsch: Sankt Ludwig) und Basel (CH) die Auenwälder der Petite Camargue Alsacienne.

1852 wurde hier die Kaiserliche Fischzucht zur Aufzucht von Atlantiklachsen gegründet. Durch Eingriffe in die Natur seitens des Menschen kam die Fischzucht zum Erliegen. Nach Jahren der Verschmutzung und Zerstörung  der Auenlandschaft setzte schließlich ein Umdenken ein. 1982 erhielt die Petite Camargue Alsacienne als erstes Gebiet im Elsass den Status eines Naturschutzgebietes. In den vergangenen Jahren tat man einiges, um die Auenlandschaft wiederherzustellen. Auch Lachse werden hier heute wieder gezüchtet.


Wer die Schönheit und Ruhe der Petite Camargue Alsacienne genießen möchte, der parkt am besten seinen Wagen in St. Louis auf dem dafür vorgesehenen, ausgeschilderten Parkplatz. Von hier aus gibt es mehrere Wanderwege von unterschiedlicher Länge, die teilweise auch über den Rhein nach Deutschland führen. Mehrere Beobachtungsposten und Sitzbänke laden immer wieder zum Verweilen und Erforschen ein. Zahlreiche zweisprachige Schilder geben Auskunft über die abwechslungsreiche Fauna und Flora der Petite Camargue Alsacienne. Dabei fallen vor allem die schottischen Hochlandrinder ins Auge, die sich beim Grasen bestaunen lassen. Wer noch mehr über das Gebiet erfahren möchte, der besucht die beiden Ausstellungen in der Nähe der Teichverwaltung. Hier lernt der Besucher Wissenswertes über die (Natur-)Geschichte der Petite Camargue Alsacienne und des Rheins sowie die örtliche Lachszucht.

Montag, 10. Oktober 2011

Spielzeugmuseum "La Nef des Jouets"

Über viele Jahre sind sie treue Lebensbegleiter. Sie sind Zeugen ausgelassenen Gelächters sowie dicker Tränen. Sie spenden Freude und Trost. Sie werden liebkost und wütend in die Ecke geschmissen. Und irgendwann landen sie in einer Kiste und geraten in Vergessenheit. Die Rede ist von Spielzeugen. Einige Vertreter dieser Zunft haben im Museum La Nef des Jouets einen Ort für den wohlverdienten Ruhestand gefunden.

Blick in die Vitrine
Das La Nef des Jouets befindet sich in Soultz-Haut-Rhin (zwischen Colmar und Mulhouse). Hier residieren die Spielzeuge nicht in irgendeinem gewöhnlichen Gebäude, sondern in einer ehemaligen Kommende des Malteser-Ordens. Das Gebäude aus dem Hochmittelalter hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. So hinterließen Bauernkrieg, Dreißigjähriger Krieg und die Französische Revolution hier ihre Spuren. Im Laufe der Zeit verfiel die Kommende zusehends - bis schließlich Joelle und Jean-Richard Haeusser mit der Idee an den Gemeinderat herantraten, das Gebäude in ein Spielzeugmuseum umzuwandeln.

Gesagt, getan. Nachdem man 1991 mit der Restaurierung begonnen hatte, folgte 1993 der Einzug der neuen Bewohner. Den Grundstock der Ausstellung bildete die Sammlung des Ehepaars Haeusser. Doch sind bis heute etliche weitere Spielzeuge - teils als Spenden -hinzugekommen. Im La Nef des Jouets finden Besucher Spielzeuge aus einem Zeitraum von rund 130 Jahren. Die meisten davon stammen aus Deutschland und Frankreich. Darunter befinden sich Puppen, Teddys, Spielzeugautos, Modelleisenbahnen, Puppenhäuser und vieles mehr. Angesichts der Vielfältigkeit von Spielzeugen ist nachvollziehbar, dass die Sammlung des Museums keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. So fehlen etwa Brett- und Computerspiele völlig. Andererseits ist es aber höchst interessant zu sehen, womit Kinder in früheren Zeiten gespielt haben. Wenn man so manchem stummen Zeitzeugen in die Augen blickt, fragt man sich, was dieser wohl in den vergangenen Jahrzehnten alles gesehen hat.

Hannibals Überquerung der Alpen
Da Kinder naturgemäß nicht nur anschauen, sondern vor allem selbst aktiv werden möchten, bietet das La Nef des Jouets zwei Spiel- und Leseecken an. Zudem gibt es regelmäßig besondere Veranstaltungen. Am gestrigen Sonntag war dies ein mit Musik unterlegtes Puppentheater, das ganz ohne Worte Kinder jeden Alters zum Lachen brachte. Neben solchen Veranstaltungen finden immer wieder Sonderausstellungen statt. Momentan wartet eine Ausstellung mit dem Namen 1000 Playmobils dans l'histoire auf die Besucher. Hier gibt es mithilfe von Playmobil-Figuren nachgestellte historische Ereignisse zu sehen. Mit viel Liebe zum Detail wurden beispielsweise Hannibals Überquerung der Alpen oder aber die Kolonisierung Nordamerikas in Szene gesetzt. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 15. Januar 2012 zu sehen.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Kembs/Cambete - Römische Spuren im Elsass

Anfang September war ich in der Provence und durfte beeindruckende römische Bauwerke wie das Theater von Orange, die Pont du Gard sowie das Amphitheater von Arles bestaunen. Dass es durchaus ebenfalls römische Spuren im Elsass - wenn auch in weitaus bescheidenerer Ausführung -  gibt, ist mir kürzlich bei einem Besuch in dem Örtchen Kembs (römisch: Cambete) bewusst geworden.


Das römische Cambete gehörte zur römischen Provinz Germania superior und wurde bereits im Itinerarium Antonini (antikes Verzeichnis der wichtigsten römischen Reichsstraßen) sowie in der Peutingerschen Tafel (kartografische Darstellung der römischen Straßen in spätrömischer Zeit) dargestellt. Cambete ist vermutlich ein Ort von Bedeutung gewesen. Zum einen lag es an der zentralen Straße zwischen Argentovaria (wahrscheinlich das heutige Oedenburg) und Augusta Raurica (östlich von Basel). Zum anderen führte in Cambete eine Brücke über den Rhein. 1950 fand man bei Arbeiten im Rheinseitenkanal große Teile dieser Brücke. Ein Stück hiervon ist heute in Kembs in der Nähe des Sportplatzes zu bewundern.

Montag, 26. September 2011

Marché Paysan / Bauernmarkt in Chalampé


Am gestrigen Sonntag war ich wieder mit meiner Familie in Chalampé - diesmal allerdings nicht bei einer Demonstration, dafür aber erneut bei einer grenzüberschreitenden Veranstaltung. In dem kleinen Grenzort wurde nämlich ein deutsch-französischer Bauernmarkt veranstaltet. Neben kleineren Animationen, Ausstellungen sowie Verköstigungen mit lokalen Produkten lag das Hauptaugenmerk auf den Verkaufsständen, an denen regionale Produkte von beiderseits des Rheins angeboten wurden.
Nach meiner Einschätzung war die Veranstaltung tatsächlich gemischt deutsch-französisch und wurde von Besuchern aus dem Elsass und Baden gleichermaßen genutzt. Überall hörte man sowohl Deutsch als auch Französisch. Ich finde solche Veranstaltungen besonders spannend, da sie einen großen Teil zu Begegnung, Austausch und grenzüberschreitender Verständigung beitragen.

Montag, 19. September 2011

Anti-Atomkraft-Demonstration auf der Rheinbrücke Chalampé/Neuenburg

In meinem letzten Post hatte ich vom elsässischen Kernkraftwerk Fessenheim und von geplanten Protesten berichtet. Gestern nun fand diese Demonstration statt. Zu diesem Zweck versammelten sich eine französische Protestgruppe in Chalampé (elsässisch: Schalampi, dt.: Eichwald) sowie eine deutsche in Neuenburg am Rhein. Beide Gruppen marschierten danach aufeinander zu und trafen sich schließlich auf der Rheinbrücke Chalampé/Neuenburg, wo sie sich die Hände reichten und gegennseitig begrüßten.

An der Demonstration nahmen mehrere hundert Menschen teil - ausschließlich Angehörige der bürgerlichen Mittelschicht. In Bezug auf das Alter war alles vertreten - vom Säugling, über das junge Paar, Familien bis hin zu Senioren. Auch die Medien waren vertreten. So interviewte u.a. ein Fernsehteam des Südwestdeutschen Rundfunks die Demonstranten.

Thematisch wurde eine Abschaltung des Kernkraftwerks Fessenheim und ein sofortiger Ausstieg aus der Atmoenergie gefordert. Als Gründe wurden u.a. Argumente ins Feld geführt, die ich schon in meinem letzten Post genannt hatte. Dabei ging man auch auf das Risiko der Atomtechnologie ein. Zudem referierten die deutschen und französischen Redner über die Verflechtungen der Atomlobby und der Politik in Deutschland und Frankreich. Ein französischer Redner betonte hierbei nochmals, dass Präsident Sarkozy vor nicht allzu langer Zeit ein Atomkraft an Libyens Ex-Diktator Gaddafi liefern wollte.

Bleibt noch anzumerken, dass die Demonstration rund zwei Stunden dauerte und absolut friedlich verlief.

Dienstag, 13. September 2011

Atomkraft im Elsass

Vor einem halben Jahr schreckte die Welt angesichts der Nuklearkatastrophe von Fukushima auf. In vielen Ländern befeuerte der Super-GAU die Debatte um die Atomkraft. So beschloss etwa Deutschland den Atomausstieg bis 2022. Auch die Schweizer wollen ihre Atomkraftwerke bis 2034 stilllegen. Anders verhält es sich in Frankreich. Hier steht die Regierung weiterhin zur Atomenergie. Doch auch in Frankreich mehren sich kritische Stimmen –sowohl aus der Bevölkerung als auch aus der Politik. Der jüngste Unfall in der Atomanlage Marcoule dürfte der hiesigen Debatte neuen Nährstoff geben.

Im Elsass kam es zuletzt am 26. Juni 2011 zu größeren Protesten gegen Atomkraft. Vor dem Kernkraftwerk Fessenheim bildeten an diesem Tag Demonstranten eine Menschenkette und forderten die Schließung des Kraftwerks. Das Kernkraftwerk Fessenheim (Jahrgang 1978) liegt jeweils 25 Kilometer von den Städten Colmar (F), Mulhouse (F) und Freiburg im Breisgau (D) entfernt. Basel (CH) liegt rund 50 Kilometer südlich, die deutsche Grenze ist nur einen Kilometer entfernt.

Abgesehen davon, dass es im Kernkraftwerk Fessenheim in den letzten Jahren schon häufiger zu Zwischenfällen gekommen ist, liegt das Kraftwerk in einem seismisch aktiven Gebiet. Im Jahr 1356 erschütterte das bisher stärkste historisch belegte Erdbeben Mitteleuropas, das Basler Beben, die Region.  Die Stärke des Bebens wird heute auf eine Stärke von 6,2 bis 6,9 auf der Richterskala geschätzt. Nach offiziellen Angaben soll das Kernkraftwerk Fessenheim einem Beben der Stärke 6,5 bis 6,7 standhalten können. Allerdings wird in diesem Szenario nicht der mögliche Dammbruch des Rheinseitenkanals berücksichtigt. Zudem beträgt die Dicke des Fundaments des Kraftwerks 1,5 Meter. Dies ist damit die dünnste Fundamentierung aller französischen Kernkraftwerke. Zum Vergleich: Die Fundamente der Kernkraftwerke von Fukushima wiesen eine Dicke von drei bis vier Metern auf.

Im Elsass sind erneut Proteste gegen das Kernkraftwerk Fessenheim geplant. Am 18.09.2011 will eine deutsch-französisch-schweizerische Bürgerinitiative nicht unweit des Kraftwerks eine Rheinbrücke besetzen, gegen das Kernkraftwerk Fessenheim demonstrieren und den sofortigen Atomausstieg fordern. Auf deutscher Seite wird die Demonstration unter anderem von den Grünen sowie der SPD organisiert und unterstützt.

Donnerstag, 18. August 2011

Tourismus im Elsass

Paris ist die wohlhabendste Region Frankreichs. Auf dem zweiten Platz folgt allerdings bereits das Elsass. Daran hat auch der Tourismus seinen Anteil. Kürzlich veröffentlichte das Comité Regional du Tourisme d'Alsace diesbezüglich interessante Zahlen zum Jahr 2009.

Demnach haben im Jahr 2009 11,5 Millionen Touristen das Elsass besucht. Die durchschnittliche Reise ins Elsass dauerte vier Tage. Wenig verwunderlich sind die meisten Touristen Franzosen. Sie machen 63% der Elsass-Urlauber aus. Bei der Gruppe der ausländischen Touristen kommen die meisten aus Deutschland, gefolgt von Belgien und Italien. Der wichtigste Touristen-Monat ist der Dezember mit seinen Weihnachtsmärkten und volkstümlichen Veranstaltungen. Zudem wird das Elsass insbesondere in den Monaten August und September häufig besucht.

Interessant ist auch ein Blick auf die beliebtesten Reiseziele. An den ersten beiden Stellen stehen eine Bootsfahrt in Strasbourg (elsässisch: Schdroosburi, dt. Straßburg) sowie das Chateau du Haut-Koenigsburg (dt: Hohkönigsburg). Auf den Plätzen drei und vier folgen der Zoo von Mulhouse und der Montagne des Singes (dt. Affenberg) in Kintzheim. Einen hohen Stellenwert haben darüber hinaus die technischen Museen (Cité du Train, Cité de l'Automobile etc.).

Erfreulich ist, dass 86% der Touristen mit ihrem Besuch im Elsass zufrieden waren. Insbesondere die Schönheit der Natur und der Dörfer wurde dabei hervorgehoben.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Cité du train - Eisenbahnmuseum Mulhouse

Wer nach Mulhouse kommt, der sollte auf jeden Fall einen Abstecher ins Eisenbahnmuseum Cité du Train machen. Das 15.000 qm Museumsgelände unterteilt sich in zwei große Ausstellungsräume. Im ersten begeben sich Besucher auf eine Zeitreise. Mit Hilfe von Hörspielen, Geräuschen, Bildern und Lichteffekten ermöglicht die atmosphärische Inszenierung Geschichte zum Anfassen. In dieser ersten Halle erhalten die Besucher Informationen über die Geschichte der Eisenbahn von 1844 bis 1960. Die Ausstellung ist thematisch gegliedert: Ferienzüge, Bahnen und Berge, Offizielle Züge, Eisenbahnen und Krieg, Eisenbahner und Reisen.

In der zweiten Halle warten schließlich an acht Bahnsteigen Eisenbahnen aus sämtlichen Epochen. Der Besucher findet hier sowohl Dampflokomotiven aus dem 19. Jahrhundert als auch den Hochgeschwindigkeitszug TGV. Unter anderem befindet sich der offizielle Zug von General de Gaulle unter den Exponaten. Ein besonderer Clou: Dank begehbarer Gerüste lassen sich die Züge und Waggons genauer unter die Lupe nehmen.

Wer mit Kindern unterwegs ist, schaut im Ausstellungsraum mit der Modelleisenbahn vorbei oder besucht einen extra für Kinder eingerichteten Raum, wo sie spielen - natürlich mit Eisenbahnen - und malen können. Darüber hinaus befindet sich im Cité du Train ein Restaurant.

Hinweis: Direkt neben dem Cité du Train befindet sich das ebenfalls äußerst interessante Elektrizitätsmuseum EDF Electropolis.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Leo IX. - der elsässische Papst

Der "deutsche" Papst besucht die Heimat. Am 24. und 25. September verweilt Benedikt XVI. in Freiburg im Breisgau. Nicht weit entfernt, auf der anderen Seite des Rheins, wurde am 21.Juni 1002 in Eguisheim Bruno von Egisheim-Dagsburg (1002-1054) geboren. Als er im Jahr 1049 durch das Volk und den Klerus von Rom zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gewählt wurde, war er damit der vierte "deutsche" Papst (von mittlerweile acht).
 
Leo IX. galt als Mann des Volkes. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern unternahm er viele Reisen und war somit an zahlreichen Orten präsent. Zudem trat Leo IX. als emsiger Reformer in Erscheinung. Dabei ging er vor allem gegen den Kauf und Verkauf von kirchlichen Ämtern, Pfründen und Privilegien vor.

Darüber hinaus fällt in seine Zeit die Spaltung (Schisma) zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche. Auf Veranlassung des byzantinischen Kaisers kam es zu Verhandlungen über eine Wiederherstellung der kirchlichen Einheit. Als diese jedoch am Streit zwischen den beiden Parteien scheiterte - u.a. in Fragen zum Gebrauch ungesäuerten Brotes für die Eucharistie -, exkommunzierte Leo IX. im Jahr 1054 den Patriarchen von Konstantinopel. Wenngleich sich die Entfremdung zwischen Ost- und Westkirche über Jahrhunderte hingezogen hatte, so war dieses Ereignis dennoch entscheidend für die endgültige Trennung.

Im selben Jahr starb Papst Leo IX. Er war mit einem Heer nach Süditalien gezogen, um die dortigen Normannen zu vertreiben. Bei der Schlacht von Civitate unterlagen seine Truppen. Der Papst kam in Gefangenschaft. Erst nach mehrmonatiger Haft wurde er als schwerkranker Mann in die Freiheit entlassen und starb kurz darauf.

In seinem Geburtsort Eguisheim ist Leo IX. noch heute omnipräsent. Eine Tafel erinnert an den berühmten Einwohner. In der Ortsmitte ist ihm zu Ehren ein Brunnen gewidmet. Ebenso gedenkt ihm die dahinter stehende kleine St. Leo-Kapelle. In ihr findet der Besucher Szenen aus dem Leben des vierten "deutschen" Papstes.

Sonntag, 10. Juli 2011

Eguisheim - das ursprüngliche Elsass erleben

Die kleine Gemeinde Eguisheim (elsässisch: Egsa, deutsch: Egisheim - südwestlich von Colmar) ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen ist sie der Geburtsort des elsässischen Papstes Leo IX. (1002-1054). Zum anderen gehört Eguisheim zur Vereinigung Le plus beaux villages de France (deutsch: Die schönsten Dörfer Frankreichs). Um darin aufgenommen zu werden, müssen mehrere Kiriterien erfüllt werden. So darf die Gemeinde beispielsweise nicht mehr als 2000 Einwohner haben und muss über denkmalgeschützte Gebäude verfügen.


Wer einen Spaziergang durch Eguisheim unternimmt, der kommt sicher auch zu dem Schluss, dass sich der kleine Ort zu Recht zum illustren Kreis der schönsten Dörfer Frankreichs zählen darf. Besucher schlendern durch enge, malerische Gassen. Die bunten Fachwerkhäuser sind typisch elsässisch mit Geranien geschmückt. Mittelpunkt des Ortes ist die ehemalige Wasserburg samt einer im Andenken an Papst Leo IX. errichteten Kapelle. Die Gebäude und Straßen der Gemeinde wurden kreisförmig um dieses Zentrum angelegt. Vor der Burg befindet sich der Dorfplatz mit einem ebenfalls Papst Leo IX. gewidmeten Brunnen. Wer das ursprüngliche Elsass finden möchte, der ist hier genau richtig. Selten habe ich zuvor einen derart atmosphärischen Ort im Elsass gesehen. Als während unseres Besuchs dann auch noch ein Storch aus dem Nest auf der Burg aufstieg und über die wunderschöne Szenerie flog, geriet eine japanische Reisegruppe neben uns völlig in Ekstase.


Zudem lohnt sich ein Besuch der sehenswerten Kirche St. Peter-und-Paul. Wer die typisch elsässische Küche kennenlernen möchte, der hat in zahlreichen Restaurants dazu die Möglichkeit. Interessant ist in Eguisheim auch der kostenlose Besuch (mit Führung) eines Weinkellers. Natürlich gibt es darüber hinaus etliche Möglichkeiten, seinen eigenen Weinkeller aufzufüllen. Geschäfte, in denen Winzer ihre Weine verkaufen, gibt es quasi in jeder Straße.

Sonntag, 3. Juli 2011

Fête de la Grenouille - Frosch-Fest

Mit Frankreich verbindet man in Deutschland häufig das Klischee, dass Franzosen Frosch(-schenkel) essen. In den vergangenen Jahren habe ich mir deshalb immer wieder einen Spaß daraus gemacht und französische Bekannte, Freunde und Familienmitglieder gefragt, ob sie schon einmal "la grenouille" gegessen haben. Das Ergebnis: Rund die Hälfte der Befragten hat noch nie ein Tier aus der Klasse der Lurche verspeist und von den anderen genießt nur ein Bruchteil regelmäßig Frosch(-schenkel).

Hinter diesem Klischee steckt meinem Empfinden nach folgendes: Die französische Küche ist erheblich vielfältiger und abwechslungsreicher als man es aus Deutschland gewohnt ist. Bei einem "Fête de la Grenouille" (Frosch-Fest) in Herrlisheim (südlich von Colmar) haben sich jedoch beide Geschmäcker getroffen. Zu Froschschenkeln in Soße gab es Knöpfle, eine auch im südwestdeutschen Raum bekannte alemannische Teigware, für das leibliche Wohl und dazu deutsche Volksmusik aus den Lautsprechern.

Meine Frau - immerhin eine Französin - nutzte die Gelegenheit, um erstmals Froschschenkel zu essen. Auch für mich war der Genuss von Froschfleisch eine Premiere. Und siehe da: der Geschmack erinnerte an Hähnchen. Allerdings sagte  der starke, fremdartige Geruch meiner Nase, dass es sich keinesfalls um das Fleisch von Federvieh handelt. Ich bleibe vorerst lieber bei "richtigem" Hähnchenfleisch.


Freitag, 24. Juni 2011

Niemals ohne Stromrechnung aus dem Haus

Wer im Elsass lebt, der trägt am besten immer die aktuellste Rechnung seines Stromanbieters bei sich. Sogar bei einem Schwimmbadbesuch kann sie sehr nützlich sein. Eben diese Erfahrung mussten meine Familie und ich kürzlich machen, als wir im Schwimmbad unserer Gemeinde eine "Zehner-Karte", also eine Berechtigung für zehn Schwimmbad-Eintritte, kaufen wollten.

Hierfür benötigte die Dame an der Kasse einen Nachweis unserer Adresse, da Besucher von außerhalb der Gemeindegrenzen einen höheren Eintrittspreis bezahlen. Im Elsass ebenso wie in Frankreich gibt es allerdings keine Meldepflicht. Das bedeutet, dass auf dem Personalausweis angesichts seiner jahrelangen Gültigkeit nicht immer zwangsläufig die aktuelle Adresse zu finden ist. Glücklicherweise hatten wir hatten schon einmal vor einiger Zeit eine andere Karte gekauft. Dementsprechend waren unsere Daten im Computer-System gespeichert. Die Dame zeigte sich daraufhin freundlicherweise flexibel und verlangte keinen weiteren Nachweis. Dem Badespaß stand nichts mehr im Wege.

Das Schwimmbad ist lediglich ein amüsantes Beispiel. In der Regel ist es allerdings wirklich so, dass die aktuelle Stromrechnung als Nachweis der Wohnadresse gilt. So benötigt man sie etwa, wenn man ein Bankkonto eröffnen oder aber eine Versicherung abschliessen will.

Montag, 20. Juni 2011

Impressionen aus dem Storchenpark

Im Parc des Cigognes widmet man sich der Erhaltung des Weißstorches im Elsass.

Ein imposantes Nest
 

Von einer Plattform aus hat man einen schönen Überblick.
 

Diese jungen Störche sind rund zwei Monate alt.
 

Ein Höhepunkt sind die "Fischjäger".
 

Dieser kleine Freund steht hingegen auf Karotten.

Dienstag, 14. Juni 2011

Parc des Cigognes - Storchenpark



Der Weißstorch ist im Elsass allgegenwärtig. Er ziert Tassen und Teller, baumelt als Plüschfigur am Rückspiegel von Autos oder aber brütet in natura auf zahlreichen Dächern und Kirchentürmen. Im Elsass steht sein weißes Federkleid für Reinheit, die Rückkehr des Zugvogels zu seinem Nest hingegen für Treue.
Dabei war es vor rund dreißig Jahren schlecht um das regionale Symboltier bestellt. 1982 gab es gerade einmal noch zwei wildlebende Storchenpaare im Elsass. Als Ursachen für den dramatischen Rückgang wurden unterschiedlichste Faktoren ausgemacht: Hochspannungsleitungen, Jagd, Dürre, Pestizide etc.

Um den Storch im Elsass vor dem Aussterben zu bewahren, erfolgte Ende der siebziger Jahre nahe des Dörfchens Hunawihr die Gründung einer Aufzuchtstation  für Störche. Da nur zehn Prozent der Störche aus ihren Winterquartieren zurückkehren, wird im Centre de Reintroduction des Cigognes (Parc des Cigognes) der Wanderinstinkt der Störche beseitigt. Zu diesem Zweck bleiben die Störche nach der Geburt drei Jahre in der Aufzuchtstation und werden danach in die Freiheit entlassen, um die Dörfer des Elsass, Badens und der Region Basel zu besiedeln. Die vergangenen Jahre waren derart erfolgreich, dass es mittlerweile über 400 Storchenpaare im Elsass gibt - Tendenz steigend. Die Aufzuchtstation hingegen hat ihre Kapazitäten ausgeschöpft, so dass nun auch Störche bereits in ihren ersten Lebensmonaten ausgewildert werden.

Neben den Störchen gibt es im Parc des Cigognes auch andere Tiere zu betrachten und zu bestaunen. Fischotter, Biber, Schildkröten und weitere Vögel tummeln sich in dem relativ kleinen, landschaftlich aber sehr reizvollen Park. Ein beeindruckendes Baumhaus ermöglicht einen umfassenden Überblick und lässt den Betrachter in die Storchennester schauen. Spiel- und Picknickplätze laden zu einem längeren Verweilen ein. Für Kinder gibt es zudem eine Wissensstation, in der sie Informationen zur Natur spielerisch entdecken. Höhepunkt ist aber eine rund 45-minütige Show in einer kleinen Arena mit einem Wasser-Bassin. Hier werden verschiedene Tiere (Pinguine, Fischotter, Robben, Kormorane) bei der Fischjagd gezeigt. Fachkundige Ausführungen (nur auf Französisch) geben Auskunft über den Park und seine Bewohner. Kleiner Tipp am Rande: Nicht unbedingt in die erste Reihe setzen. Dort gibt es nämlich mit ziemlicher Sicherheit nasse Füße.

Montag, 6. Juni 2011

Sprachrelikte im elsässischen Alltag

Als ich kürzlich bei unserem örtlichen Metzger einige Besorgungen machen wollte, bemerkte er wohl meinen Akzent und sprach mich daraufhin auf Deutsch an. Soweit ist das nicht ungewöhnlich und mir schon einige Male passiert. Als ich jedoch mit meiner Bestellung fortfuhr, quittierte er dies mit einem freundlichen Lächeln sowie (sicherlich ohne böse Absicht) einem  "Jawohl, Herr General!". Das war zwar bei weitem nicht so unangenehm wie der "Deutsche Gruß" zweier sich anbiedernder ägyptischer Jugendlicher auf einem Kairoer Markplatz vor rund vierzehn Jahren. Etwas seltsam war die Situation in dem mit Kunden gut gefüllten Geschäft dennoch.

Ein anderes Beispiel für solcherlei Sprachrelikte aus betrüblichen Zeiten ist die Bemerkung "Achtung, Minen!". Dies bekommt man zu hören, wenn der elsässische/französische Gesprächspartner davor warnen will, eine - im übertragenen Sinne - Grenze nicht zu überschreiten bzw. nicht ins "Fettnäpfchen" zu treten.

Oder aber man wird Zeuge eines Schauspiels, so wie ich es im Kulturzentrum unserer Gemeinde geworden bin. Eine Gruppe von Putzfrauen neckte eine andere wegen der angeblich nicht ordentlich durchgeführten Arbeit. In dem anschließenden Gekicher konnte ich zwar nicht alles verstehen. Das Wort "Gestapo" und das darauf folgende Gelächter waren jedoch sehr deutlich zu hören.

Dienstag, 24. Mai 2011

Parc zoologique & botanique de Mulhouse

 
Der Zoo in Mulhouse (elsässisch: Milhüsa, dt: Mülhausen) ist ein zoologisch-botanischer Garten, in dem es über 1200 Tiere und rund 90 Arten sowie circa 3000 Pflanzen zu entdecken gibt. Der Park wurde 1868 durch philanthropische Industrielle gegründet und stand von Beginn an Menschen aller Gesellschaftsschichten offen. Bei den ersten Bewohnern handelte es sich um Hirsche, Kängurus und Vögel. Der Park war nicht nur dazu gedacht, die Tiere zu beobachten und sich bei einem Spaziergang zu erholen, sondern auch, um Konzerten zu lauschen und sich durch gymnastische Übungen sportlich zu betätigen.

Aufgrund des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 musste der Park schließen. 1875 folgte die Wiedereröffnung, 1893 ging der Zoo in den Besitz der Stadt Mülhausen über. Umfassende Schäden erlitt der Park in den beiden Weltkriegen. Die anschließende Renovierung dauerte bis 1948. Seitdem hat sich das Gesicht des Zoos durch Renovierungen und neue Konzepte stetig verändert. Auch momentan wird im Mulhouser Zoo einiges umgebaut. So wurde kürzlich der Eingangsbereich komplett neu gestaltet. Mehrere neue Gebäude und Anlagen sind entstanden bzw. werden entstehen.

Dank des weitläufigen mit zahlreichen Nebenwegen versehenen Geländes (25 h) ist auch an stark frequentierten Wochenendtagen ein geruhsamer Spaziergang durch den Park möglich. Zahlreiche Hinweistafeln geben über spezifische Tiere sowie ihre Umwelt Aufschluss. Viele dieser informativen Schilder sind jedoch ausschließlich auf Französisch (im Gegensatz zu den zweisprachigen Artbeschreibungen direkt an den Anlagen). Interessant sind in jedem Fall die Fütterungen der Tiere, bei denen die Pfleger auch auf Fragen aus dem Publikum eingehen. Insbesondere die Fütterung der Mähnenrobben erfreut sich großer Beliebtheit.

Für Kinder gibt es einen Streichelzoo sowie einen Spielplatz, auf dem sie sich austoben können. Für das leibliche Wohl sorgt ein Restaurant. Alternativ kann aber auch das eigene Essen mitgebracht werden. Überall auf dem Gelände laden Tische und Bänke zum Picknick ein.