
In Europa sieht man dieses Muster aktuell erneut. Im Angesicht der Globalisierung und der Krise in Europa machen sich Verunsicherung, Angst und Frust breit. Überall sind nationalistische Tendenzen auszumachen. Die einfachen Antworten auf komplexe Fragen bieten wieder einmal die Rechtsextremen. 26 Prozent der Stimmen konnte die Front National bei der gestrigen Europawahl gewinnen. Damit war sie die stärkste politische Kraft in Frankreich.
Einwanderung, sozialer Abstieg, Kriminalität, Arbeitslosigkeit: auch in Frankreich gibt es zahlreiche Ängste, die von der Front National geschickt bedient werden. Ein weiterer Grund für den Aufschwung der Rechtsextremen ist die desolate Regierung Hollande. Angetreten war Hollande mit einem Wahlkampf im Stil von Obama. Den großen Worten folgten aber keinerlei Taten. Die Frustration darüber ist entsprechend groß. Zudem liebt man es in Frankreich genauso wie in Deutschland über die Europäische Union und "Brüssel" verbal herzuziehen und die Verantwortung für alle Missstände (Stichwort Sündenbock) in die Schuhe zu schieben.
Keine Frage, es ist in den vergangenen Jahren in Europa einiges schief gelaufen. Es mangelt bisher an demokratischer Legitimation und Transparenz. Daran haben allerdings die Nationalstaaten einen großen Anteil. Partikularinteressen vertreten, so viel wie möglich vom Kuchen abstauben und nachher die EU verantwortlich machen, das ist das grundsätzliche Problem. Auch mangelt es an einer gemeinsamen Identität. Ein weiterer Punkt, wo die Politiker geschlafen haben.
Die europäische Idee ist in ihrem Kern eine großartige. Noch nie ging es in Europa so vielen Menschen so gut. Wer das nicht glaubt, der sollte einmal ein paar Geschichtsbücher aufschlagen. Den heutigen Wohlstand und Frieden haben wir in einem nicht geringen Maße der europäischen Einigung zu verdanken. Zudem: Ein Zurück gibt es nicht. Die Globalisierung ist unumkehrbar. Wer nicht mitmachen will, der ist raus dem Spiel. Das ist ebenfalls eine Lehre der Geschichte.