Rund fünf Kilometer westlich von Guebwiller (dt.: Gebweiler) liegt Murbach. Der kleine Ort (140 Einwohner) verdankt seine Existenz der Gründung einer Benediktinerabtei durch den Heiligen Pirminius im Jahr 727. Ihr Stifter war Graf Eberhard, Neffe der Heiligen Odilie (siehe "Mont Sainte-Odile"). Die Abtei entfaltete sich im 8. und 9. Jh. zum kulturellen Mittelpunkt des Oberelsass. Zugleich gewann Murbach vor allem durch Schenkungen zunehmend an Macht. Das Gebiet der Abtei umfasste drei Städte und dreißig Dörfer im Elsass. Dazu kamen Liegenschaften außerhalb der Region. Der Abt war Reichsfürst und hatte Sitz sowie Stimme im Reichstag (Heiliges Römisches Reich).
Einen ersten Rückschlag musste die Abtei im Jahr 936 beim Einfall der Ungarn im Elsass erleiden, nahm dann jedoch wieder eine wichtige Rolle in der Region ein. 1178 wurde von hier aus die Stadt Luzern gegründet. Ab dem 14. Jahrhundert verlor Murbach jedoch stetig an Einfluss. 1764 erfolgte die Umwandlung in ein weltliches Ritterstift. 1789 beendete schließlich die Französische Revolution die Geschichte der Abtei.
Wer heute nach Murbach kommt, der staunt zunächst über die imposante ehemalige Abteikirche, die in dem kleinen Tal am Fuße des Großen Belchen (frz.: Grand Ballon) geradezu majestätisch aufragt. Eingerahmt wird die Szenerie durch die angrenzenden Wälder. Auf damalige Zeitzeugen muss die einstige Abteikirche, die zu den bedeutendsten Denkmälern romanischer Baukunst im Elsass zählt, noch beeindruckender gewirkt haben. Heute stehen von ihr nämlich "nur" noch das Querhaus, die beiden Türme sowie der Chor. Dort, wo damals das Langhaus war, befindet sich heute ein Friedhof. Die Außenfassade besticht durch sehenswerten Relief- und Figurenschmuck. Das Innere ist überwiegend nüchtern und schlicht. Bemerkenswert fand ich indes ein aufgeschlagenes Lektionar. Offenbar war die letzte Heilige Messe auf Deutsch gelesen worden.
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