Im Zeichentrickfilm Asterix erobert Rom aus dem Jahr 1976 müssen die beiden berühmten Gallier Asterix und Obelix zwölf Aufgaben bewältigen, um damit ihre Göttlichkeit zu beweisen. Eine dieser Aufgaben besteht darin, sich im Haus, das Verrückte macht einen so genannten Passierschein A 38 zu besorgen. Dies entpuppt sich als eine nahezu unlösbare Aufgabe und kann schließlich nur mit einer List von Asterix gemeistert werden.
Die Schöpfer Goscinny und Uderzo waren natürlich fabelhafte Kenner der französischen Gesellschaft. Die im Film gezeigte Aufgabe stellt somit vor allem eine Kritik an der französischen Bürokratie dar. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass sich auch 35 Jahre später nichts daran geändert hat. Wer in einer französischen Behörde drei Sachbearbeitern dieselbe Frage stellt, der erhält drei grundlegend verschiedene Antworten. Das lässt sich natürlich beliebig fortführen. Die Liste an unterschiedlichen Antworten wird dadurch nur zunehmen.
Besonders ärgerlich ist dies, wenn wieder einmal ein fehlerhaftes Schreiben einer Behörde im Briefkasten liegt. Also ruft man bei der entsprechenden Behörde an und versucht das Problem zu klären. Person A kann nichts dazu sagen und verweist auf Person B. Person B sagt, dass Person A dafür zuständig sei. Person A verneint dies und verweist an Person C etc. Bemerkenswert häufig sind angeblich die Kollegen an einem Fehler Schuld. Interessant ist auch wie oft der Computer bzw. die neue EDV verantwortlich gemacht wird.
Doch dies beschränkt sich bei weitem nicht auf französische Behörden. Ob nun Stromversorger, Internetanbieter, Versicherung, Bank, Auto-Werkstatt oder irgendetwas anderes. Überall muss ständig nachgefragt werden, weil es nicht selbstständig funktioniert. Ein aktuelles Beispiel für unseren persönlichen Passierschein A 38: Für eine Arztrechnung haben wir die Kosten vorgestreckt und möchten sie von der privaten Krankenzusatzversicherung zurückerstattet haben. Nach dem Eingang eines Anschreibens samt Rechnung bei der Versicherung kommt die Rückmeldung, dass sie die Rechnung nicht benötigt, sondern ein bestimmtes Dokument haben möchte. Also bekommt die Versicherung das Dokument. Doch damit ist die Geschichte natürlich nicht abgeschlossen. Danach liegt abermals ein Schreiben der Versicherung im Briefkasten. Darin heißt es, dass die Versicherung das Dokument nicht benötigt, dafür aber die (schon zugesandte) Rechnung!
Da man hier anscheinend keine fest zugeteilten Sachbearbeiter kennt, verbringt man wie erwähnt stets viel Zeit damit, einen passenden und kompetenten Ansprechpartner zu finden. Das geschieht dann meist am Telefon. Eine mittlerweile zum Running Gag gewordene Formulierung ist der Satz "Ich rufe Sie zurück" geworden. In diesem Fall kann man davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit, nicht zurückgerufen zu werden, erheblich höher liegt. Auch hier ein aktuelles Beispiel: Seit unserem Einzug fällt durchschnittlich einmal im Monat der Strom in unserem Viertel aus. Also habe ich schriftlich bei unserem Stromanbieter nachgefragt und um eine Stellungnahme gebeten. Ich erhielt schließlich einen Brief, in dem stand, dass sich bald jemand mit uns in Kontakt setzen würde. Einige Tage später kam ein Anruf des Stromanbieters. Die Dame konnte jedoch keine Auskunft geben (Warum ruft sie dann an?) und versprach innerhalb einer Woche einen Rückruf mit den entsprechenden Informationen. Zwei Wochen später ist der Rückruf - mittlerweile muss man sagen "natürlich" - immer noch nicht erfolgt. Die Jagd nach dem Passierschein A 38 geht weiter...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen