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Freitag, 25. Februar 2011

Automobilmuseum "Cité de l'Automobile"



Das größte Automobilmuseum der Welt befindet sich im Elsass - genauer gesagt in Mulhouse (elsässisch: Milhüsa, dt. Mülhausen). Die Geschichte hinter der Sammlung ist sehr interessant. Die Brüder Fritz und Hans Schlumpf, Textilfabrikanten mit elsässischen und Schweizer Wurzeln, erwarben zwischen 1945 und 1977 mehrere hundert Oldtimer. Ihr kostspieliges Hobby führte allerdings zur Zahlungsunfähigkeit ihrer Unternehmen. Rund 2000 Arbeiter wurden daraufhin entlassen. Im Rahmen eines Streikes entdeckten Arbeiter später die bis dahin der Öffentlichkeit nicht bekannte Sammlung. Kurzerhand wurden die Fahrzeuge von den Arbeitern in Besitz genommen. Die Brüder Schlumpf flohen in die Schweiz. Daraufhin schaltete sich die französische Regierung ein, um die einzigartige Sammlung zu erhalten.

Das heutige Automobilmuseum befindet sich in einer ehemaligen Textilfabrik der Brüder Schlumpf in Mulhouse. Auf einer Ausstellungsfläche von rund 25.000 qm präsentiert das "Cité de l'Automobile - Musée National - Collection Schlumpf" um die 500 Fahrzeuge. Den grössten Teil der Sammlung machen 400 Oldtimer aus einem Zeitraum aus, der von der Pionierzeit des Automobils bis in die 1930er Jahre reicht. 98 verschiedene Automarken sind im Museum vertreten. Insbesondere die Bugatti-Sammlung ist äußerst umfangreich. Bei den Fahrzeugen handelt sich um die unterschiedlichsten Typen - vom Prototypen über das Alltagsfahrzeug bis hin zum Sportwagen. Der Einsatz moderner museumspädagogischer Mittel wie Bildschirme, Audioguides (auch auf Deutsch), Geräusche, Simulatoren etc. machen den Besuch zu einem unterhaltsamen und informativen Erlebnis.

Dienstag, 22. Februar 2011

Die Wahrheit

Heute war ein Maler bei uns im Haus. Nachdem er beiläufig hörte, dass ich Geschichte studiert hätte, kamen wir hierüber ins Gespräch. Schließlich lenkte er die Unterhaltung jedoch zum Thema Religion und Glauben. Nun läuteten bei mir alle Alarmglocken. Sehr schnell wurde aus dem Gespräch ein Monolog, und ich vernahm nur noch Satzfetzen wie "Jesus", "Liebe", "Wahrheit", "sehr wichtig" und "Errettung Ihrer Familie." Ich schaute ihn dabei ausdruckslos an und lächelte ihm hin und wieder zu. Es ist ja nicht so, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben auf einen "Erleuchteten" getroffen wäre. Als er seinen Redeschwall beendet hatte, widmete er sich wieder seiner Arbeit zu. Zudem war er später noch so freundlich, mir ein "Neues Testament" in Kleinformat zu "schenken".

Ich finde solche Menschen befremdlich. Sie glauben, DIE Wahrheit zu kennen und aktiv andere Menschen zu dieser bekehren zu müssen. Dabei gibt es DIE Wahrheit, die das Leben in seiner Gänze erklärt, nicht. Es ist nur eine individuelle Wahrheit. Jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit, nach der er sein Leben ausrichtet. Diese Wahrheit setzt sich aus den unterschiedlichsten Faktoren zusammen: Sozialisation, Bildung, soziales und kulturelles Umfeld, Erfahrungen usw. Während unseres Gesprächs waren wir überein gekommen, dass in der Menschheitsgeschichte das Streben nach Macht und Reichtum viel Leid über die Menschen gebracht hätte. Dies könnte man auch ergänzen. Ebenso haben "Erleuchtete", die glauben, DIE Wahrheit zu kennen und sie anderen oktroyieren zu müssen, in der Geschichte Leid über andere Menschen gebracht.

Bleibt noch zu erwähnen, dass der Maler ausgezeichnete Arbeit geleistet hat und der Raum viel schöner als vorher aussieht.

Samstag, 19. Februar 2011

Das Baguette im Elsass



Der Franzose mit dem Baguette unter dem Arm ist keineswegs ein Klischee. Auch im Elsass ist das nicht anders. Im Umkreis von Bäckereien und Supermärkten trifft man praktisch zu jeder Tageszeit auf Elsässer mit einem Baguette. Das hängt damit zusammen, dass das knusprige Weißbrot zu nahezu jeder Mahlzeit gereicht wird. Beispielsweise zum Frühstück mit Marmelade und einer Schüssel Kaffee, am Mittag als Beilage, am Nachmittag zum Goûter oder aber am Abend mit einem Glas Wein und Käse. Das Baguette gibt es in den verschiedensten Variationen. Wichtig ist dabei vor allem aber eines: Es muß frisch sein. So wie das oben abgebildete, ofenfrische Baguette.

Montag, 14. Februar 2011

Soldatenfriedhof in Cernay

  
Auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Cernay (dt.: Sennheim) ruhen knapp 7000 Gefallene des Ersten und 1500 Gefallene des Zweiten Weltkrieges. 1920 wurde der Friedhof von französischen Behörden für die deutschen Kriegstoten eingerichtet. Viele der Männer, die dort ihre letzte Ruhe gefunden haben, kamen im Ersten Weltkrieg bei den heftigen Kämpfen um den Vogesenkamm, insbesondere am Hartmannswillerkopf (frz.: Viel Armand, dt.: Hartmannsweilerkopf), ums Leben.
Noch heute gedenken Angehörige und Nachfahren den Gefallenen, indem sie Gestecke und Kerzen auf ihrem Grab niederlegen. Bei einem Spaziergang über den Friedhof fallen auch die Gräber der deutschen Juden auf. Rund 85.000 deutsche Juden haben im Ersten Weltkrieg in der kaiserlichen Armee im Glauben an ihr deutsches Vaterland gekämpft. 12.000 von ihnen starben. So wie Leutnant Gerhard Maschke, der am 1.7.1918 fiel. Auf seinem Grab sowie auf dem seiner jüdischen Kameraden befinden sich keine Gestecke. Ist es Zufall oder gibt es niemanden mehr der ihrer gedenken könnte? Unwillkürlich drängt sich die Frage auf, was mit den Angehörigen von Leutnant Maschke und der anderen deutsch-jüdischen Soldaten zwischen 1933 und 1945 geschehen ist.

Freitag, 11. Februar 2011

Bilingualer Unterricht

Als ich heute Morgen meinen Sohn zur Schule brachte, wurden wir mit einem freundlichen "Guten Morgen" begrüßt. Das ist zunächst nicht ungewöhnlich, da man sich auch im Elsass einen guten Morgen wünscht. Allerdings nicht immer, so wie in diesem Fall, auf Deutsch. Mein Sohn besucht eine zweisprachige Klasse. Montags halten die Lehrer den Unterricht komplett auf Französisch ab, dienstags auf Deutsch. Am Mittwoch haben die Kinder frei. Der Donnerstag ist dann wieder ein "französischer Tag", während am Freitag abermals deutsch gesprochen wird.
In nahezu jedem kleineren und größeren Ort im elsässichen Grenzgebiet gibt es mittlerweile solche bilingualen Klassen. Das Angebot wird von den Eltern bzw. deren Kindern sehr gut angenommen. Die Klassen sind stark frequentiert. Sicherlich ist dieses Modell auch für andere europäische Grenzregionen empfehlenswert. Zum einen hilft es, im wahrsten Sinne des Wortes den Anderen zu verstehen. Zudem dient die Zweisprachigkeit dem kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen europäischen Nachbarn.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Zahl der Urlauber in Frankreich steigt

Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat seinen Ministern nahegelegt, in Zukunft die Ferien in Frankreich zu verbringen. Der Grund hierfür sind umstrittene Gratisreisen hochrangiger Politiker aus seinem Kabinett. So logierte etwa Regierungschef Fillon mit seiner Familie auf Kosten des ägyptischen Staates im Land der Pharaonen und Autokraten.
Solche Interessenskonflikte wolle Sarkozy in Zukunft nicht mehr sehen. Zudem seien die moralischen Ansprüche der Bevölkerung an ihre Politiker in den letzten Jahren gestiegen. Angesichts von umfassenden Sozialreformen und massenhaften Streiks im vergangenen Jahr hat Sarkozy mit dieser Einschätzung sicherlich recht.
Vielleicht trifft man also auch im Elsass bald vermehrt auf französische Politiker, die ihren Urlaub nicht mehr in Ägypten, Tunesien oder auf einer Luxus-Kreuzfahrt vor Malta verbringen, sondern stattdessen in der Heimat verweilen.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Der Deutsche Bauernkrieg


Innerhalb des französischen Staates nimmt das Elsass (frz: L'Alsace) in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein. Nicht zuletzt wird dies an seiner einzigartigen Geschichte deutlich. Dieses Wandgemälde befindet sich in der Kleinstadt Rixheim. Es thematisert den Deutschen Bauernkrieg von 1525. Dieses auch als Revolution des gemeinen Mannes bekannte Ereignis war auf den süddeutschen Sprachraum beschränkt. Im Elsass kam es bei Zabern (frz. Saverne), nordwestlich von Straßburg, am 17.5.1525 zu einer Schlacht zwischen Bauern und Söldnern. Die Bauern verloren. Tausende, die sich ergeben hatten, wurden ebenso wie Frauen und Kinder niedergemetzelt. Der Deutsche Bauernkrieg ist ein Teil der historischen Identität des Elsass.