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Donnerstag, 22. Dezember 2011

Weihnachten im Elsass


In der Weihnachtszeit wird einem die enge kulturelle Verbundenheit 
des Elsass mit Deutschland erneut  bewusst - sei es nun beispielsweise anhand der klassischen Weihnachtsmärkte oder der Tradition des Adventskranzes. Oder aber am Brauch des Weihnachtsbaumes. Wann diese Tradition genau begonnen hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Eine der ersten Erwähnungen überhaupt ist allerdings die eines Weihnachtsbaumverkaufs im Elsass für das Jahr 1521. Heute liegt dieser schriftliche Beleg in der Humanistischen Bibliothek von Sélestat (elsässisch: Schlettstadt). Andere Quellen aus dem 16. Jahrhundert berichten, dass die Weihnachtsbäume im Elsass damals mit Äpfeln, Gebäck, Nüssen und Oblaten geschmückt wurden. Inzwischen geht es etwas bunter zu. Farbige Kugeln und Lametta dürfen häufig nicht fehlen. Aber auch dezenterer Festschmuck in Form von Holzfiguren ist durchaus üblich.

Typisch französisch präsentiert sich das Essen. An Heiligabend findet im Kreis der Familie ganz à la française das Réveillion statt. Dies ist ein mehrgängiges Festmahl, das mehrere Stunden dauern kann. Welche kulinarischen Leckerbissen hierbei aufgetischt werden, hängt ganz vom jeweiligen Haushalt ab. Eine Tradition ist etwa ein mit Maronen gefüllter Truthahn. Dazu gibt es Austern und Foie Gras (Stopfleber), Desserts, Käse und zum Abschluss den obligatorischen Kaffee. Eine Spezialität an diesem Abend ist der bûche de Noël, der Weihnachtskuchen, bei dem es sich um eine mit Creme gefüllte Biskuitrolle handelt. Die Bezeichnung bûche (Holzscheit) bezieht sich auf seine Form.

Um Mitternacht folgt schließlich der Kirchenbesuch. Nicht selten schleicht sich in dieser Zeit der Père Noël (Weihnachtsmann) ins Haus und legt die Geschenke unter den Baum. Am Morgen des 25. Dezember - teilweise aber auch schon am Heiligabend - findet für die Kinder dann die Bescherung statt. In Frankreich ist dieser Tag zugleich der einzige offizielle Weihnachtsfeiertag. Eine Ausnahme bilden einige Teile Lothringens sowie das Elsass, wo der zweite Weihnachtsfeiertag ebenso wie in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag ist.

Montag, 12. Dezember 2011

Ottmarsheim: Weihnachtsmarkt und Kirchenbesuch

Der kleine Ort Ottmarsheim liegt unmittelbar an der Grenze zu Deutschland. Hier führt die französische A36 über den Rhein und geht in die deutsche A5 über. Nur wenige Autominuten entfernt liegt auf deutscher Seite die Kleinstadt Neuenburg am Rhein.

Am vergangenen Wochenende fand in Ottmarsheim ein Weihnachtsmarkt statt. Neben dem obligatorischen Glühwein gab es weitere elsässische Spezialitäten wie Gebäck, Bier und Sauerkraut. An den Buden wurde jedoch nicht nur für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt. Museen und Vereine nutzten die Gelegenheit, um für ihre Projekte Werbung zu machen. Auch gab es verschiedenste Produkte zu kaufen. Weihnachtssänger sorgten für weihnachtliche Atmosphäre. Die Kinder freuten sich über den Besuch des Weihnachtsmanns sowie eine Fahrt mit seinem Rentier-Schlitten. Praktischerweise hatte der Schlitten Räder, denn Schnee gab es bei uns angesichts der herbstlichen Temperaturen bisher noch nicht.

Ich fand den Weihnachtsmarkt von Ottmarsheim sehr sympathisch und gelungen. Im nächsten Jahr steht er damit sicherlich wieder auf meiner Liste der zu besuchenden Weihnachtsmärkte. Ebenso interessant war zudem die Abteikirche von Ottmarsheim (frz.: L'église Saint-Pierre-et-Saint-Paul). Die einstige Klosterkirche des Klosters Ottmarsheim (Benediktinerinnen) wurde im frühen 11. Jahrhundert erbaut. Als Vorbild diente die Aachnener Pfalzkapelle Karls des Großen, die heute ein Teil des Aachener Doms ist. Als bedeutendes Denkmal der Romanik stellt sie eine sehenswerte Etappe auf der Romanischen Straße (elsässische Ferienstraße, auf der sich über 100 Baudenkmäler der Romanik befinden) dar.
Ebenso wie das Elsass hat die Kirche eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Im 15. Jahrhundert gingen bei einem Brand fast alle Fresken verloren. Des Weiteren erlebte sie in den vergangen Jahrhunderten zahlreiche Um- und Anbauten. Zuletzt bedurfte die Kirche einer Sanierung, als ein Brand 1991 das Dachgestühl und die Orgel vernichtete.

Die Kirche betritt man durch die kleine Vorhalle unter dem Turm. Hieran schließt sich der Zentralbau in Form eines Oktagons an, der von einer Kuppel überdacht wird. Bemerkenswert sind die ästhetische Schlichtheit sowie die beeindruckenden Lichtverhältnisse. Für deutschsprachige Besucher sind sicherlich die zahlreichen Inschriften auf Deutsch von Interesse. Der Aufgang zu den mit Bögen und Säulen verzierten Emporen war leider verschlossen. Doch auch so hinterließ der Besuch der Kirche einen bleibenden Eindruck.