Es war einmal eine holde französische Maid, deren alltäglicher Arbeitsweg sie durch das Nachbarland mit dem wohlklingenden Namen Deutschland führte. Dort herrschte Angela I., Beiname "die Opportunistin", in jener Zeit.
Eines Tages stoppten zwei von Angelas Sheriffs die französische Maid auf ihrem Weg. Sogleich traten sie in einer Art und Weise auf wie es deutsche Sheriffs für gewöhnlich taten: arrogant und mit dem Wissen, immer im Recht zu sein.
Der Maid offenbarten die Ordnungshüter, dass sie gegenüber der vor ihr fahrenden Kutsche nicht genügend Abstand gewahrt hätte. Die Maid reagierte verblüfft: "Das kann nicht sein. Ich bin immer eine sehr defensive Droschken-Fahrerin. Ich kann mich nur an eine Situation erinnern, in der eine Kutsche die Spur wechselte und plötzlich vor mir war. Wurde ich vielleicht in diesem Moment zur vermeintlichen Gesetzesbrecherin?"
"Das entzieht sich unseres Wissens. Zwei Kollegen haben Sie mittels höchst moderner Technik überführt (Anmerkung des Erzählers: Die ganz beiläufig bemerkt sehr fehleranfällig war und zu vielen Fehlurteilen führte. Aber das gehört jetzt nicht zu unserer Geschichte.) und uns dies mitgeteilt", entgegneten die beiden Sheriffs.
Daraufhin hielten sie der Maid ein Schriftstück ins Gesicht und forderten 345 Euro - in bar oder mit Karte. Nun wurde der Maid langsam mulmig. Waren dies wirklich Angelas Sheriffs oder gar verkleidete Straßenräuber? "Belieben Sie zu scherzen?", fuhr es aus ihr heraus. Einer der beiden Ordnungshüter schaute seinen Kollegen an: "Sehe ich aus als würde ich Witze machen?" Dann drängten die beiden Sheriffs sie dazu, das Schriftstück zu unterzeichnen - ohne ihr vorher den Inhalt zu erläutern. Dort war unter anderem zu lesen, dass die Ordnungshüter ihr den Inhalt in ihrer Muttersprache erklärt hätten.
Nach der Zahlung wünschten die Sheriffs keinen guten Tag und zogen von dannen. Die französische Maid indes setzte den Weg zu ihrer Arbeitsstelle fort, aufgewühlt von den Ereignissen. Leib und Leben blieben verschont, aber das Gefühl der Ohnmacht gegenüber zwei bewaffneten Schergen hielt noch länger an.
Später wurde gemunkelt, die Geldstrafe sei ein durch die Hintertür eingeführter Wegzoll anstelle der von Merkels Getreuen ersonnenen und schließlich gescheiterten "Ausländer-Maut". Oder war es gar ein bescheidender Obolus für die Folgen der Regierungspolitik von Angela I.? Dies wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
Dieser Blog richtet sich an (Wahl-) Elsässer, Elsass-Reisende und alle sonstigen Elsass-Interessierten. Mein Ziel ist es, die Besonderheit dieser Region darzustellen und von meinen persönlichen Erfahrungen zu berichten.
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Freitag, 12. August 2016
Donnerstag, 26. Mai 2016
Hilfe, die Schweden kommen!
Die Vogesen sind mit zahlreichen Burgruinen übersät. Verantwortlich dafür sind vor allem französische und schwedische Soldaten. Letztere zogen im Dreißigjährigen Krieg plündernd durch den deutschsprachigen Raum, zu dem damals auch noch das Elsass gehörte.
Nun sind die Schweden wieder da. Allerdings in friedlicher Mission. Seit einigen Monaten gibt es in Mulhouse eine Filiale einer bekannten schwedischen Möbelhauskette. Als Fan von hochwertigen, langlebigen Möbeln musste ich natürlich einen Blick riskieren. Spannend ist ja bei solchen über die Grenzen hinweg agierenden Ketten oder auch Marken immer, dass sie überall identisch sind. Ob ich nun eine McDo-Filiale in Mulhouse oder Freiburg betrete, macht abgesehen von der Sprache keinen Unterschied. Ein paar lokale Besonderheiten gibt es aber dennoch jedes Mal zu entdecken.
Eine Kleinigkeit fällt mir sofort ins Auge. Bei Ikea ist es üblich, dass die Kunden geduzt werden. "Hier bekommst du deinen Einkaufswagen", "hier legst du die gelbe Tüte ab" usw. Das werden sie in Mulhouse auch. Die Schilder sind nämlich zweisprachig. In der französischen Variante werden die Kunden allerdings gesiezt. Ich habe ja bereits angedeutet, dass es in Frankreich und Deutschland Unterschiede im zwischenmenschlichen Bereich gibt.
Ansonsten verläuft das Shoppen dann genauso wie ich es von Besuchen in der Freiburger Filiale kenne. Sogar ein Hotdog, das Highlight eines jeden Einkaufs, wartet am Ende auf mich! Doch dann die Überraschung. Das Brötchen ist eine grau-braune, ungetoastete Pappe. Röstzwiebeln fehlen komplett. Und das braune Etwas entpuppt sich als geschmackloses Geflügel-Würstchen.
Die nächste Überraschung folgt auf dem Weg nach draußen. Dort fängt mich ein Ikea-Mitarbeiter ab und sagt mir, dass ich mit dem Einkaufswagen nicht zu meinem Wagen dürfe. Ich müsse ihn in der Ladezone stehen lassen und mein Auto dort parken. Auf mein verdutztes "Warum?" erhalte ich zur Antwort, in der Vergangenheit seien zu viele Autos durch Einkaufswagen zerschrammt und beschädigt worden.
Mein Blick wandert über den riesigen Parkplatz. Es ist Dienstag, 20:40 Uhr. Außer meinem Vehikel sehe ich nur ein halbes Dutzend andere Autos. Mir geht zwar der Gedanke "Willst du mich verar...?" durch den Kopf. Stattdessen klemme ich mir aber meine Einkäufe unter den Arm und lasse den Ikea-Mitarbeiter mit dem Einkaufswagen zurück.
Es gibt sie also auch bei der schwedischen Möbelhauskette, diese feinen, lokalen Besonderheiten.
Kleiner Nachtrag: Mittlerweile darf man mit dem Einkaufswagen wieder bis zu seinem Auto. Vielleicht fanden die Leute es nicht so lustig, wenn sie in der Ladezone ankamen und der Einkaufswagen halb leer geräumt war.
Nun sind die Schweden wieder da. Allerdings in friedlicher Mission. Seit einigen Monaten gibt es in Mulhouse eine Filiale einer bekannten schwedischen Möbelhauskette. Als Fan von hochwertigen, langlebigen Möbeln musste ich natürlich einen Blick riskieren. Spannend ist ja bei solchen über die Grenzen hinweg agierenden Ketten oder auch Marken immer, dass sie überall identisch sind. Ob ich nun eine McDo-Filiale in Mulhouse oder Freiburg betrete, macht abgesehen von der Sprache keinen Unterschied. Ein paar lokale Besonderheiten gibt es aber dennoch jedes Mal zu entdecken.
Eine Kleinigkeit fällt mir sofort ins Auge. Bei Ikea ist es üblich, dass die Kunden geduzt werden. "Hier bekommst du deinen Einkaufswagen", "hier legst du die gelbe Tüte ab" usw. Das werden sie in Mulhouse auch. Die Schilder sind nämlich zweisprachig. In der französischen Variante werden die Kunden allerdings gesiezt. Ich habe ja bereits angedeutet, dass es in Frankreich und Deutschland Unterschiede im zwischenmenschlichen Bereich gibt.
Ansonsten verläuft das Shoppen dann genauso wie ich es von Besuchen in der Freiburger Filiale kenne. Sogar ein Hotdog, das Highlight eines jeden Einkaufs, wartet am Ende auf mich! Doch dann die Überraschung. Das Brötchen ist eine grau-braune, ungetoastete Pappe. Röstzwiebeln fehlen komplett. Und das braune Etwas entpuppt sich als geschmackloses Geflügel-Würstchen.
Die nächste Überraschung folgt auf dem Weg nach draußen. Dort fängt mich ein Ikea-Mitarbeiter ab und sagt mir, dass ich mit dem Einkaufswagen nicht zu meinem Wagen dürfe. Ich müsse ihn in der Ladezone stehen lassen und mein Auto dort parken. Auf mein verdutztes "Warum?" erhalte ich zur Antwort, in der Vergangenheit seien zu viele Autos durch Einkaufswagen zerschrammt und beschädigt worden.
Mein Blick wandert über den riesigen Parkplatz. Es ist Dienstag, 20:40 Uhr. Außer meinem Vehikel sehe ich nur ein halbes Dutzend andere Autos. Mir geht zwar der Gedanke "Willst du mich verar...?" durch den Kopf. Stattdessen klemme ich mir aber meine Einkäufe unter den Arm und lasse den Ikea-Mitarbeiter mit dem Einkaufswagen zurück.
Es gibt sie also auch bei der schwedischen Möbelhauskette, diese feinen, lokalen Besonderheiten.
Kleiner Nachtrag: Mittlerweile darf man mit dem Einkaufswagen wieder bis zu seinem Auto. Vielleicht fanden die Leute es nicht so lustig, wenn sie in der Ladezone ankamen und der Einkaufswagen halb leer geräumt war.
Dienstag, 16. Februar 2016
Zwischen den Kulturen - Französische Höflichkeit vs. Deutsche Direktheit
"ACHTUNG!" schallt es durch den Gang im Supermarkt. Ich
bin nicht überrascht, habe die Szene schon kommen sehen. Anders als das ältere
französische Ehepaar, das sich mit großen Augen verdutzt umschaut und schnell
den Einkaufswagen zur Seite schiebt. Daraufhin dampft ein deutsches Pärchen,
Mitte/Ende 30, dem Äußeren nach gebildete Mittelschicht und "Tatort"-Aficionados, im Eiltempo vorbei. Während sie beruhigend auf ihn einredet, brabbelt er mit nun
deutlich weniger viriler Stimme und einige Tonlagen höher "Das darf doch
wohl nicht wahr sein..., ...stehen im Weg..., ...geht gar nicht..." vor sich hin.
Hier im Grenzgebiet treffen auf beiden Seiten des Rheins immer wieder Deutsche und Franzosen aufeinander - und damit auch unterschiedliche Mentalitäten. Ich habe schon mehr als einmal den deutschen oberlehrerhaften Ton gegenüber Besuchern aus Frankreich miterlebt. Aber natürlich habe ich die deutsche "Freundlichkeit" auch schon am eigenen Leib erfahren. Wenn man an der Kasse auf ein "Guten Morgen" von einer breithüftigen Dame ein "Los, weiter!" als Antwort erhält oder im Supermarkt der Leergutmeister vom Dienst mich sekundenlang blöd anschaut und schließlich - vermutlich ohne Kenntnis meiner fehlenden hellseherischen Fähigkeiten - losschnauzt: "Ich muss da durch."
Hier im Grenzgebiet treffen auf beiden Seiten des Rheins immer wieder Deutsche und Franzosen aufeinander - und damit auch unterschiedliche Mentalitäten. Ich habe schon mehr als einmal den deutschen oberlehrerhaften Ton gegenüber Besuchern aus Frankreich miterlebt. Aber natürlich habe ich die deutsche "Freundlichkeit" auch schon am eigenen Leib erfahren. Wenn man an der Kasse auf ein "Guten Morgen" von einer breithüftigen Dame ein "Los, weiter!" als Antwort erhält oder im Supermarkt der Leergutmeister vom Dienst mich sekundenlang blöd anschaut und schließlich - vermutlich ohne Kenntnis meiner fehlenden hellseherischen Fähigkeiten - losschnauzt: "Ich muss da durch."
Das soll natürlich nicht bedeuten, dass in
Frankreich alle Menschen höflich und in Deutschland alle unhöflich wären. Mein
subjektiver Eindruck ist dennoch: Es gibt Unterschiede. In Frankreich wird
sehr viel Wert auf Höflichkeit gelegt. Das merkt man sowohl in Umgangsformen
als auch in der Kommunikation. "Pardon", "Excusez moi" und
"A votre service" werden geradezu inflationär benutzt. Beispielsweise
hatte ich meine Tochter zur Schule gebracht. Auf dem Rückweg musste ich einen Schritt nach links machen, um zwei Damen zu umrunden. Sie bemerkten das und
entschuldigten sich sofort mit einem "Pardon, Monsieur". Das ist
beileibe kein Einzelfall.
Generell sind Höflichkeit und Respekt
gegenüber dem Mitmenschen natürlich eine feine Sache. Mir ist es aber manchmal
ein wenig zu viel des Guten. Denn diese Höflichkeit ist eine Rüstung, die hier im
Alltag geradlinige Kommunikation erschwert. Sachliche Kritik und direkte
Kommunikation werden oftmals sofort als Affront gegenüber der eigenen Person
verstanden. Wenn einmal Probleme auftauchen, weil die Versicherung, der
Telefonanbieter etc. mal wieder Mist gebaut haben und man diese benennt, dann
bröckelt die Fassade der Höflichkeit in Sekundenschnelle ab. Erst neulich habe
ich nach meiner ausführlichen Kritik von meinem französischen Gesprächspartner erfahren, dass
er so etwas noch nie erlebt habe. Das glaube ich ihm sofort.
Was ist nun also der bessere Weg? Keine
Ahnung! Manchmal weiß ich sowohl die französische Höflichkeit als auch die deutsche Direktheit zu schätzen, manchmal geht mir beides auf den Sack. Ganz sicher weiß ich jedoch: Man stellt
im Supermarkt keine älteren Menschen ins Achtung.
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