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Mittwoch, 30. Dezember 2015

Gedenkstätte "Combats de la Hardt"

"Pour Hitler, nous sommes ici en Allemagne" - "Für Hitler sind wir hier in Deutschland" steht auf einer Erinnungstafel zum "Combats de la Hardt" (Hardt-Schlacht) zwischen Rixheim und Ottmarsheim. 2011 wurde diese kleine Gedenkstätte mit viel patriotischem Tamtam eingeweiht, ist also relativ neu. Angesichts der deutsch-französischen Freundschaft und des gemeinsamen Europa-Projekts mag das etwas anachronistisch wirken.



Allerdings wird man in Frankreich nicht müde zu betonen, dass das Elsass hundertprozentig französisch sei. Überall im Elsass sind solche Gedenktafeln, auch zum Ersten Weltkrieg, zu finden. Wenn allerdings Namen wie "Grünhütte" oder "Rixheim" auftauchen, dann wirkt es schon seltsam, so als ob es keine jahrhundertelange elsässische Geschichte als Teil des Heiligen Römischen Reiches und des deutschsprachigen Kulturraums gegeben hätte.


Und warum wurde erst 2011 eine Gedenkstätte eingerichtet? Ein Blick auf die Hintergründe wirkt erhellend. Vom 28. November bis zum 4. Dezember 1944 standen sich französische und marokkanische Truppen auf der einen sowie deutsche Truppen auf der anderen Seiten gegenüber. Die Gedenkstätte ist vor allem ein innenpolitisches Signal.






Montag, 27. April 2015

Les Trois Chateaux - Die Drei Exen

Auf einem Bergrücken nahe des Dorfes Husseren-les-Châteaux (dt. Häusern) liegen die sogenannten Drei Exen (frz. Les Trois Châteaux). Bei den drei zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert erbauten Burgen handelt es sich um die Wahlenburg, Burg Weckmund und die Dagsburg. Hier wurde im Jahr 1002 der elsässische Papst Leo IX. geboren.

Im 15. Jahrhundert war die Burganlage im Besitz von Ritter Peter von Egisheim. Der traf eine schwerwiegende Entscheidung als er dem Müller Hermann Klee Asyl gewährte. Klee lag mit der Stadt Mülhausen (frz. Mulhouse) wegen einer Geldforderung im Streit. Auf die Gewährung des Asyls folgte der "Sechs-Denare-Krieg" . Denn genau darum ging es bei dem Konflikt: um sechs Basler Denare.

Die Stadt Mülhausen mobilisierte ihre Truppen. Am Fronleichnamstag 1466 erfolgte die Eroberung und Zerstörung der Burganlage. Ritter Peter konnte fliehen. Hermann Klee und einige seiner Getreuen wurden gefangengenommen und hingerichtet.

In den heutigen Ruinen sind unter anderem noch Reste des Burgfrieds, der Wohnbereiche und der Stallanlagen zu sehen.Wer die Drei Exen besichtigen möchte, der wählt als Ziel das Dorf  Husseren-les-Châteaux. Dort weisen Schilder sehr übersichtlich den restlichen Weg. In unmittelbarer Nähe liegt Eguisheim (dt. Egisheim), das ebenfalls einen Besuch wert ist.

Dienstag, 31. März 2015

Departementswahlen 2015

Alle Jahre wieder stellen die Bürger den Volksvertretern einen Blankoscheck aus. Damit hat sich ihre demokratische Teilhabe weitgehend erschöpft. Politische Sachentscheidungen treffen in der repräsentativen Demokratie andere. Natürlich ist das Volk nicht mit allen Entscheidungen einverstanden - und so staut sich Unzufriedenheit auf, die sich schließlich bei den nächsten Wahlen entlädt.

Wie am vergangenen Wochenende in Frankreich, wo die sozialistische Regierung von Francois Hollande bei den Departementswahlen abgestraft worden ist. In ganz Frankreich gab es einen Ruck nach rechts. Im Elsass sieht das nicht anders aus. Hier konnten die Sozialisten nur in Wittenheim (nördlich von Mulhouse/Mülhausen) und in einigen Teilen Straßburgs gewinnen. Alle anderen Kantone gingen an die UMP oder konservative Bündnisse. Erfreulich: Der FN konnte keinen Kanton gewinnen. Weniger erfreulich: In mehreren Kantonen war der FN zweitstärkste Kraft.

Montag, 2. März 2015

Sprache lernen - Setzt die Kinder vor die Glotze!

Vor einigen Jahren hatte ich über den bilingualen Schulunterricht im Elsass geschrieben. Das Interesse an zweisprachigen Klassen ist nach wie vor groß und sogar gewachsen. Als beispielsweise meine Tochter vor zwei Jahren in die Ecole Maternelle (Kindergarten) kam, wurden erstmals in unserer Gemeinde zwei bilinguale Klassen für einen Jahrgang eröffnet.

Seit Jahren gibt es allerdings auch eine andere Tendenz. Nach der Ecole Elementaire (Grundschule) nimmt die Zahl der zweisprachigen Schüler sehr stark ab. Nur wenige besuchen weiterhin eine zweisprachige Klasse. Einige machen mit Deutsch als Fremdsprache weiter, andere hingegen hören komplett auf. Die Folge: Das Angebot an zweisprachigem Unterricht ist an den höheren Schulen (College und Lycee) erheblich geringer.

Aber warum brechen so viele Kinder die bilinguale Schulausbildung ab? Die Antwort: Sehr viele Kinder verfügen beim Eintritt in das College nur über mittelmäßige Deutsch-Kenntnisse. Die Eltern haben schlichtweg Angst, dass ihre Sprösslinge den Anforderungen nicht gewachsen sind.

Nach meinen Erfahrungen muss ich sagen: Da haben sie recht. Mein Sohn ist 9 Jahre. Er und seine Klassenkameraden haben seit der Ecole Maternelle zweisprachigen Unterricht - also seit rund fünf bis sechs Jahren. Wenn mein Sohn Freunde mit nach Hause bringt und ich mich in einfachstem Deutsch mit ihnen unterhalte, dann verstehen sie fast kein Wort. Bei Schulaufführungen verstehe ich wiederum kaum ein Wort, wenn die Darsteller in gebrochenem Deutsch mit starkem französischem Akzent sprechen. Allerdings muss man auch festhalten, dass es zwischen Jungen und Mädchen einen enormen Leistungsunterschied gibt.

Was ist das Problem? Es reicht einfach nicht, wenn die Kinder ein paar Sätze auf Deutsch im Unterricht sprechen und ansonsten alles um sie herum auf Französisch abläuft - sowohl auf dem Pausenhof als auch zu Hause. Zu oft sind ausgerechnet Deutschstunden ausgefallen - ohne entsprechende Vertretung. Die Klassen sind mit 25 bis 30 Kindern zu groß. Zu oft sind die Lehrer beschäftigt, Ordnung und Ruhe in die Klassen zu bringen und fallen dabei immer wieder ins Französische zurück.

Daher mein bescheidener Ratschlag: Setzt die Kinder vor die Glotze! Meine Kinder hören fast ausschließlich Französisch. Ich bin der einzige Muttersprachler, mit dem sie regelmäßig Deutsch sprechen. Keine Frage, sie haben ihre Schwächen und machen auf Deutsch einige Fehler, die viele Gleichaltrige in Deutschland nicht machen würden. Aber: Insgesamt sprechen sie Deutsch wie ein Muttersprachler. Das kommt ganz sicher nicht durch die Schule und auch nicht allein durch ihren Vater - wenngleich mir bewusst ist, dass ich einen nicht geringen Anteil habe.

Nein, ein Teil an dieser Ehre gebührt KiKa und Co.. Ja genau, das pöse pöse teuflische Fernsehen. Dank KiKa und Co. haben sie sich ein buntes Repertoire an Kindersprache, Redewendungen und Vokabeln angegeignet, das sie weder von der Schule noch von mir haben. Klar, natürlich sollte man seine Kinder nicht stundenlang vor dem Fernseher parken und auf ein kindergerechtes Programm achten. Aber wenn sie schon vor der Glotze sitzen, dann ist es nicht schlecht, wenn es einen Lerneffekt gibt. Meine Erfahrung der vergangenen Jahre ist daher: Fernsehen hilft beim Sprachenlernen.



Dienstag, 17. Februar 2015

Das Grundbuch - Reste deutschen Rechts im Elsass

Kürzlich habe ich im Gespräch mit einem Notar erfahren, dass es im Elsass (und im Département Moselle) genau wie in Deutschland ein Grundbuch (livre foncier) gibt. Im restlichen Frankreich kennt man dies nicht.

Der Ursprung des hiesigen Grundbuchs geht auf das Jahr 1891 zurück als das Elsass ein Teil des Deutschen Reichs war. Auch nach dem Wechsel zu Frankreich blieb das Grundbuch bestehen, wurde aber 1924 mit einem Gesetz französischem Recht angepasst.