Vor einigen Jahren hatte ich über den
bilingualen Schulunterricht im Elsass geschrieben. Das Interesse an zweisprachigen Klassen ist nach wie vor groß und sogar gewachsen. Als beispielsweise meine Tochter vor zwei Jahren in die Ecole Maternelle (Kindergarten) kam, wurden erstmals in unserer Gemeinde zwei bilinguale Klassen für einen Jahrgang eröffnet.
Seit Jahren gibt es allerdings auch eine andere Tendenz. Nach der Ecole Elementaire (Grundschule) nimmt die Zahl der zweisprachigen Schüler sehr stark ab. Nur wenige besuchen weiterhin eine zweisprachige Klasse. Einige machen mit Deutsch als Fremdsprache weiter, andere hingegen hören komplett auf. Die Folge: Das Angebot an zweisprachigem Unterricht ist an den höheren Schulen (College und Lycee) erheblich geringer.
Aber warum brechen so viele Kinder die bilinguale Schulausbildung ab? Die Antwort: Sehr viele Kinder verfügen beim Eintritt in das College nur über mittelmäßige Deutsch-Kenntnisse. Die Eltern haben schlichtweg Angst, dass ihre Sprösslinge den Anforderungen nicht gewachsen sind.
Nach meinen Erfahrungen muss ich sagen: Da haben sie recht. Mein Sohn ist 9 Jahre. Er und seine Klassenkameraden haben seit der Ecole Maternelle zweisprachigen Unterricht - also seit rund fünf bis sechs Jahren. Wenn mein Sohn Freunde mit nach Hause bringt und ich mich in einfachstem Deutsch mit ihnen unterhalte, dann verstehen sie fast kein Wort. Bei Schulaufführungen verstehe ich wiederum kaum ein Wort, wenn die Darsteller in gebrochenem Deutsch mit starkem französischem Akzent sprechen. Allerdings muss man auch festhalten, dass es zwischen Jungen und Mädchen einen enormen Leistungsunterschied gibt.
Was ist das Problem? Es reicht einfach nicht, wenn die Kinder ein paar Sätze auf Deutsch im Unterricht sprechen und ansonsten alles um sie herum auf Französisch abläuft - sowohl auf dem Pausenhof als auch zu Hause. Zu oft sind ausgerechnet Deutschstunden ausgefallen - ohne entsprechende Vertretung. Die Klassen sind mit 25 bis 30 Kindern zu groß. Zu oft sind die Lehrer beschäftigt, Ordnung und Ruhe in die Klassen zu bringen und fallen dabei immer wieder ins Französische zurück.
Daher mein bescheidener Ratschlag: Setzt die Kinder vor die Glotze! Meine Kinder hören fast ausschließlich Französisch. Ich bin der einzige Muttersprachler, mit dem sie regelmäßig Deutsch sprechen. Keine Frage, sie haben ihre Schwächen und machen auf Deutsch einige Fehler, die viele Gleichaltrige in Deutschland nicht machen würden. Aber: Insgesamt sprechen sie Deutsch wie ein Muttersprachler. Das kommt ganz sicher nicht durch die Schule und auch nicht allein durch ihren Vater - wenngleich mir bewusst ist, dass ich einen nicht geringen Anteil habe.
Nein, ein Teil an dieser Ehre gebührt KiKa und Co.. Ja genau, das pöse pöse teuflische Fernsehen. Dank KiKa und Co. haben sie sich ein buntes Repertoire an Kindersprache, Redewendungen und Vokabeln angegeignet, das sie weder von der Schule noch von mir haben. Klar, natürlich sollte man seine Kinder nicht stundenlang vor dem Fernseher parken und auf ein kindergerechtes Programm achten. Aber wenn sie schon vor der Glotze sitzen, dann ist es nicht schlecht, wenn es einen Lerneffekt gibt. Meine Erfahrung der vergangenen Jahre ist daher: Fernsehen hilft beim Sprachenlernen.