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Freitag, 27. September 2013

Gallo-römisches Museum / Musée gallo-romain Biesheim

Das gallo-römische Museum in Biesheim (20 km östlich von Colmar) beherbergt Sammlungen, die anschaulich über die römische Vergangenheit der Region Aufschluss geben. Die Funde stammen aus der Umgebung von Biesheim und gehören zu einer gallo-römischen Siedlung. Bei dieser handelt es sich vermutlich um das antike Argentovaria.

Die Besiedlung erfolgte aufgrund militärischer Überlegungen. Argentovaria lag an einem wichtigen Rheinübergang und einer bedeutenden Heeresstraße, die links des Rheins von Augusta Raurica (Augst/Schweiz) nach Argentoratum (Straßburg/Frankreich) verlief. Die Siedlung verlor rasch ihren rein militärischen Charakter, als sich weitere Menschen dort niederließen. Wirtschafts- und Handwerksfunktionen traten schließlich hinzu. Argentovaria entwickelte sich zu einer bedeutenden römischen Siedlung am Rhein und war ein fester Bestandteil des Limes (Außengrenze des Römischen Reiches).

Das gallo-römische Museum widmet sich den Themen Militär, Handel, Religion und Alltag in Argentovaria. In den Vitrinen warten beispielsweise informative Ziegel auf den Besucher. Auf diesen stehen die Namen der Legionen, die zumindest zeitweise vor Ort anwesend waren. Die meisten Ziegel können der Legio VIII Augusta zugewiesen werden, die von Caesar aufgestellt worden war und in den Gallischen Kriegen ("Ganz Gallien ist von den Römern besetzt." - "Ganz Gallien?"...) kämpfte.

Unter den weiteren Funden befinden sich unter anderem Schmuckstücke, Produkte für die Körperpflege, Spiele, Haushaltsgegenstände und Handwerksgeräte. Das Glanzstück des Museums ist ein Edelstein, auf dem der Kaiser Commodus (der Bösewicht aus dem Hollywood-Blockbuster Gladiator) hoch zu Pferd und mit einem Speer abgebildet ist. Zu seinen Füßen bittet eine orientalische Frau um Gnade. Vermutlich symbolisiert sie eine unterworfene Provinz.

Für den Besuch des kleinen, modern eingerichteten Museums sollte man 1 bis 1 1/2 Stunden einplanen. Wer mag, der kann den Besuch mit einer Visite des ebenfalls kleinen, aber interessanten Optischen Museums im Untergeschoss verbinden. Zudem wissenswert: Im gallo-römischen Museum ist an der Information ein Kurzführer auf Deutsch kostenlos erhältlich.

Freitag, 13. September 2013

Jacques Stosskopf - ein elsässischer Widerstandskämpfer

In meinem Sommerurlaub in der Bretagne habe ich die ehemalige deutsche U-Boot-Bunkeranlage in Lorient besucht. Nach dem Krieg wurde sie nach Jacques Stosskopf benannt. Stosskopf war elsässischer Abstammung und Ingenieur im Marine-Arsenal von Lorient.


Während der deutschen Besatzung  ab 1940 blieb er im Amt und arbeitete mit den Deutschen beim Bau der U-Boot-Bunker zusammen. Gleichzeitig gab der fließend Deutsch sprechende Stosskopf Informationen über ein- und auslaufende U-Boote sowie die Bunkeranlage an den französischen Widerstand weiter. Stets stand er zwischen den Fronten und wurde ob seiner elsässischen Herkunft von beiden Seiten misstrauisch beäugt.

Nachdem ein französischer Widerstandskämpfer ihn unter Folter verraten hatte, wurde Jacques Stosskopf am 21. Februar 1944 von der Gestapo festgenommen und verschwand spurlos.

Kein Pausenbrot für französische Schüler

Frankreich startet momentan im Bildungsbereich eine Offensive, die ganz offensichtlich auf bestimmte Schichten der Gesellschaft zielt. Anscheinend wünscht sich der Staat dort mehr Einfluss.

So hängt beispielsweise in allen staatlichen Schulen seit dem Beginn des neuen Schuljahres eine Charta der Laizität aus. Darauf ist unter anderem zu lesen, dass die Schule ein religionsneutraler Ort ist, Gewalt und Diskriminierung tabu sind und das Tragen von auffälligen religiösen Symbolen verboten ist.

Auch möchte der Staat die Kinder mehr in der Schule und weniger im Elternhaus haben. So ist eine Rückkehr zur 5-Tage-Woche  für Grundschüler geplant. Momentan haben sie eine 4-Tage-Woche, allerdings von 8 bis 16 Uhr Schule (mit zwei Stunden Mittagspause) und danach noch Hausaufgaben zu erledigen.

Skurril ist eine weitere Maßnahme. Der Bildungsminister Vincent Peillon hat den Kindern in den Grundschulen (Ecole primaire) und Kindergärten (Ecole maternelle) ihr Pausenbrot verboten. Die Begründung: Viele Eltern geben den Kindern angeblich überwiegend Chips, Croissants etc. mit zur Schule. Und der Nachwuchs wird immer dicker. Die Lösung: Alles verbieten. Selbst der Verzehr von Obst ist untersagt.

Das bedeutet, dass die Kinder in der Regel zwischen 7:45 und 12.00 Uhr nichts essen.

Immerhin sind die Schüler kreativ. Auf dem Pausenhof der Schule meines Sohnes steht ein Apfelbaum, an dem die Kinder sich einfach bedient haben.

Update vom 17.09.: Das ging schnell. Von offizieller Seite ist man bereits eingeknickt. Wohl auch, weil Eltern ziemlich deutlich ihren Unmut zum Ausdruck gebracht haben. Nun dürfen die Kinder doch Obst und "Selbstgemachtes" mit zur Schule nehmen.


Mittwoch, 4. September 2013

Burg Hugstein - Chateau de Hugstein

In 389 Metern Höhe thront auf einem Felsvorsprung am Hang des Liebenberges  die Burg Hugstein über der Kleinstadt Guebwiller (dt. Gebweiler). Ihren Namen erhielt sie nach Hugo von Rothenburg. Der Abt des Klosters Murbach ließ die Burg im 13. Jahrhundert errichten, um Guebwiller sowie den Eingang zum Tal des Murbachs zu kontrollieren.

Im 16. Jahrhundert wurde Burg Hugstein stark beschädigt. Weitere Zerstörungen folgten im Dreißigjährigen Krieg. Im 18. Jahrhundert gab das Kloster Murbach die Burg schließlich auf. Im 19. Jahrhundert begannen erste Restaurierungen. Hierbei fand man unter anderem Wandmalereien, die allerdings heute nicht mehr zu lokalisieren sind.

Wer sich zu einer Besichtigung der Ruine entschließt, der kann seinen Wagen in der Hauptstraße der kleinen Gemeinde Buhl (dt. Bühl) in der Nähe des Supermarktes parken. Von dort aus ist die Burg bereits sichtbar. Auf dem kurzen Spaziergang durch den Ort und den grünen Berghang hinauf, trifft man auf ein Kreuz, das im Jahr 1867 von Eheleuten aus Buhl  errichtet worden ist. Das Interessante daran: Die Inschrift ist auf Deutsch.

Warum ist das so besonders? Das Elsass gehört zu Frankreich. Um mich herum höre und lese ich Französisch. Kultur und Mentalität sind größtenteils französisch. Ich finde es daher immer wieder faszinierend, wenn ich auf Relikte vergangener Zeiten treffe. Es ist fast so, als würde ich die Überreste einer untergegangenen Zivilisation entdecken. Nur, dass es sich hierbei nicht um Hieroglyphen, sondern deutschsprachige Inschriften handelt.