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Mittwoch, 27. November 2013

Europafeindlicher Populismus aus Deutschland

Jetzt soll sie in Deutschland also doch kommen: die sogenannte PKW-Maut für Ausländer. Wie anachronistisch und diskriminierend ist eigentlich ein solches Vorhaben in einem zusammenwachsenden Europa?

Hier im Dreiländereck, wo ein reger individueller, kultureller und wirtschaftlicher Austausch über die Grenzen hinaus besteht, wirkt das doppelt absurd. In Grenzorten wie Neuenburg am Rhein sind am Wochenende in den Supermärkten schätzungsweise 80 Prozent der Kunden Franzosen. Sie lassen ihr Geld in Deutschland und sollen auch noch eine "Eintrittsgebühr" für die Anreise zahlen? Einige werden es sich bestimmt zweimal überlegen, ob sie über den Rhein fahren. Viele werden aber ganz sicher auf die Landstraßen
ausweichen.

Die politischen Eltern dieser Maut-Idee gewinnen hundertprozentig. Wenn Brüssel schließlich doch noch rechtlichen Einspruch erheben sollte und am Ende die PKW-Maut auch für deutsche PKW-Fahrer kommt, könnte der "Schwarze Peter" an "die da in Brüssel" und die EU weitergereicht werden. In jedem Fall wird mit diesem europafeindlichen Populismus die rechte Klientel befriedigt.

Übrigens sind die Autobahnen in Frankreich zwar für alle kostenpflichtig, im Grenzgebiet hier im südlichen Elsass jedoch kostenlos. Deutsche Autofahrer zahlen also nichts, wenn sie ins Elsass fahren. Ob das so bleibt oder die Nachbarländer nicht entsprechend bei einer etwaigen "Ausländer-Maut" reagieren würden?

Und noch kurz zur Situation in der Schweiz: Dort hat sich am Wochenende die Bevölkerung gegen eine Erhöhung der jährlichen Maut-Gebühr von 40 auf 100 Franken ausgesprochen. Die Bevölkerung wohlgemerkt und nicht irgendwelche Volksvertreter in Hinterzimmern.

Montag, 25. November 2013

Kriegslieder im Schulunterricht

Es ist beeindruckend, was die Sieben- und Achtjährigen hier im Elsass in der Schule lernen. Nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern auch römische Zahlen, der Erste Weltkrieg und die Französische Revolution gehören zum Unterrichtsplan.

Für heute hatte die Klasse meines Sohnes eine besondere Aufgabe. Sie sollten die ersten drei Strophen der Marseillaise auswendig lernen. Ich habe ihm die Wahl gelassen, diese Hausaufgabe zu machen und versucht ihm kindgerecht zu erklären, welchen Anteil der Nationalismus an den zwei Weltkriegen des 20. Jahrhunderts hatte, dass sich Nationalismus nicht selten gegen Minderheiten und Pluralismus richtet und dass diese merkwürdig mystische Überhöhung einer Gruppenzugehörigkeit mehr ausgrenzt als vereint.

Sonntag, 17. November 2013

Laternenumzug am Martinstag

In vielen deutschsprachigen Regionen gibt es den Brauch, am Martinstag Laternenumzüge zu Ehren von Sankt Martin zu veranstalten. Auch im Elsass kennt man - anders als im restlichen Frankreich - diese Tradition. In unserer Gemeinde fand dieser Umzug aus organisatorischen Gründen zwar nicht am 11., sondern am 15. November statt. Ansonsten gab es aber viele Ähnlichkeiten.

Die Laternen hatten die Kinder in der École Maternelle beziehungsweise in der Schule gebastelt. Abends zogen wir dann begleitet von einem verkleideten Reiter durch den Ort und sangen deutschsprachige Lieder ("Ich geh' mit meiner Laterne", "Laterne, Laterne").

Zumindest in der Theorie. Obwohl vorher noch Texte ausgeteilt wurden, sangen nur wenige Eltern und Kinder mit. So verlief der Umzug merkwürdig ruhig. Mein Eindruck ist natürlich subjektiv: Aber ich hatte einmal mehr das Gefühl, dass für viele Elsässer die elsässische Kultur eine fremde ist.

Nach dem Umzug gab es schließlich Kuchen und Kakao sowie ein kurzes deutschsprachiges Theaterstück.