"ACHTUNG!" schallt es durch den Gang im Supermarkt. Ich
bin nicht überrascht, habe die Szene schon kommen sehen. Anders als das ältere
französische Ehepaar, das sich mit großen Augen verdutzt umschaut und schnell
den Einkaufswagen zur Seite schiebt. Daraufhin dampft ein deutsches Pärchen,
Mitte/Ende 30, dem Äußeren nach gebildete Mittelschicht und "Tatort"-Aficionados, im Eiltempo vorbei. Während sie beruhigend auf ihn einredet, brabbelt er mit nun
deutlich weniger viriler Stimme und einige Tonlagen höher "Das darf doch
wohl nicht wahr sein..., ...stehen im Weg..., ...geht gar nicht..." vor sich hin.
Hier im Grenzgebiet treffen auf beiden Seiten des Rheins immer wieder Deutsche und Franzosen aufeinander - und damit auch unterschiedliche Mentalitäten. Ich habe schon mehr als einmal den deutschen oberlehrerhaften Ton gegenüber Besuchern aus Frankreich miterlebt. Aber natürlich habe ich die deutsche "Freundlichkeit" auch schon am eigenen Leib erfahren. Wenn man an der Kasse auf ein "Guten Morgen" von einer breithüftigen Dame ein "Los, weiter!" als Antwort erhält oder im Supermarkt der Leergutmeister vom Dienst mich sekundenlang blöd anschaut und schließlich - vermutlich ohne Kenntnis meiner fehlenden hellseherischen Fähigkeiten - losschnauzt: "Ich muss da durch."
Hier im Grenzgebiet treffen auf beiden Seiten des Rheins immer wieder Deutsche und Franzosen aufeinander - und damit auch unterschiedliche Mentalitäten. Ich habe schon mehr als einmal den deutschen oberlehrerhaften Ton gegenüber Besuchern aus Frankreich miterlebt. Aber natürlich habe ich die deutsche "Freundlichkeit" auch schon am eigenen Leib erfahren. Wenn man an der Kasse auf ein "Guten Morgen" von einer breithüftigen Dame ein "Los, weiter!" als Antwort erhält oder im Supermarkt der Leergutmeister vom Dienst mich sekundenlang blöd anschaut und schließlich - vermutlich ohne Kenntnis meiner fehlenden hellseherischen Fähigkeiten - losschnauzt: "Ich muss da durch."
Das soll natürlich nicht bedeuten, dass in
Frankreich alle Menschen höflich und in Deutschland alle unhöflich wären. Mein
subjektiver Eindruck ist dennoch: Es gibt Unterschiede. In Frankreich wird
sehr viel Wert auf Höflichkeit gelegt. Das merkt man sowohl in Umgangsformen
als auch in der Kommunikation. "Pardon", "Excusez moi" und
"A votre service" werden geradezu inflationär benutzt. Beispielsweise
hatte ich meine Tochter zur Schule gebracht. Auf dem Rückweg musste ich einen Schritt nach links machen, um zwei Damen zu umrunden. Sie bemerkten das und
entschuldigten sich sofort mit einem "Pardon, Monsieur". Das ist
beileibe kein Einzelfall.
Generell sind Höflichkeit und Respekt
gegenüber dem Mitmenschen natürlich eine feine Sache. Mir ist es aber manchmal
ein wenig zu viel des Guten. Denn diese Höflichkeit ist eine Rüstung, die hier im
Alltag geradlinige Kommunikation erschwert. Sachliche Kritik und direkte
Kommunikation werden oftmals sofort als Affront gegenüber der eigenen Person
verstanden. Wenn einmal Probleme auftauchen, weil die Versicherung, der
Telefonanbieter etc. mal wieder Mist gebaut haben und man diese benennt, dann
bröckelt die Fassade der Höflichkeit in Sekundenschnelle ab. Erst neulich habe
ich nach meiner ausführlichen Kritik von meinem französischen Gesprächspartner erfahren, dass
er so etwas noch nie erlebt habe. Das glaube ich ihm sofort.
Was ist nun also der bessere Weg? Keine
Ahnung! Manchmal weiß ich sowohl die französische Höflichkeit als auch die deutsche Direktheit zu schätzen, manchmal geht mir beides auf den Sack. Ganz sicher weiß ich jedoch: Man stellt
im Supermarkt keine älteren Menschen ins Achtung.