Als Folge dessen erteilte Ludwig XIV. seinem berühmten Festungsbaumeister Vauban die Order, auf der elsässischen Seite eine neue Festungsstadt zu errichten. Dementsprechend wurden Planung und Bau (1699-1703) von Neuf-Brisach (elsässich: Nei-Brisach, deutsch: Neu -Breisach) komplett den militärischen Erfordernissen unterworfen. Die Stadt ist als Achteck angelegt, mit einem bastionierten Turm an jeder Spitze. Weiterhin besteht die Anlage aus zwei Wällen: dem Kampf- und dem Sicherheitswall. Die Straßen sind rechtwinklig
Trotz seiner beeindruckenden Architektur spielte Vaubans Festungsstadt militärisch niemals eine große Rolle. 1743 widerstand sie der Belagerung österreichischer Truppen. Im Deutsch-Französischen Krieg fiel sie 1870 schließlich in die Hände der deutschen Angreifer, wobei große Teile der Stadt durch Artillerie-Feuer stark zerstört wurden. Menschen kamen dank der schützenden Kasematten hingegen kaum zu Schaden.
Die Innenstadt von Neuf-Brisach ist weder schön noch von irgendwelchem Interesse. Wer seinen Wagen am Marktplatz parkt, macht sich von da aus am besten direkt zum Belfort-Tor auf. Dort lohnt sich ein kurzer Besuch des kleinen Vauban-Museums. Anschließend tritt man durch das Belfort-Tor nach draußen, besichtigt die imposanten Befestigungsanlagen (mit Info-Tafeln) und genießt einen Spaziergang um die Stadt, die zusammen mit anderen Festungsanlagen Vaubans seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Seinen einst kriegerischen Charakter hat Neuf-Brisach heute verloren. Statt Soldaten patrouillieren Schafe auf den grünen Festungsanlagen. Die Stadt ist eine reine Wohngemeinde. Viele Bewohner arbeiten in Colmar und im benachbarten Breisgau. Zudem verbindet Neuf-Brisach und Breisach am Rhein heute eine intensive Partnerschaft. So gibt es etwa in Breisach eine deutsch-französische Schülerbegegnungsstätte.