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Dienstag, 29. Januar 2013

Chateau de Pflixbourg

Rund acht Kilometer westlich von Colmar liegt auf 454 Metern Höhe die Pflixburg (frz. Chateau de Pflixbourg). Sie wurde zwischen 1212 und 1219 im Auftrag des späteren deutschen Kaisers Friedrich II. als staufischer Stützpunkt am Oberrhein errichtet. Am Ende des 13. Jahrhunderts residierte hier der kaiserliche Vogt Konrad Werner von Hattstatt. Dessen Frau Stephanie, Gräfin von Ferrette, verstarb auf der Pflixburg.

Um die Burg ranken sich zwei Legenden. Die eine besagt, dass Stephanie höchst selbst noch heute in einem weißen Gewand und mit Tränen in den Augen durch die Ruinen wandelt, weil ihre beiden jungen Söhne bei einem Unfall ums Leben kamen. Die andere Legende berichtet von einer schönen Prinzessin, die von einer Hexe in ein Monster - halb Drache, halb Mensch -  verwandelt wurde und nur durch den Kuss ein Ritters Erlösung finden könnte. Während unserer Visite bekamen wir jedoch weder Drachenwesen noch leichtbekleidete Damen zu sehen. Letzteres war vermutlich den frostigen Temperaturen geschuldet.

Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts wurde die Pflixburg schließlich an die Rappoltsteiner verkauft. In der Folgezeit kam es zwischen ihnen und den Hattstattern zu einem Konflikt. Ob die Burg bei der Auseinandersetzung zwischen diesen beiden elsässischen Adelsgeschlechtern zerstört wurde, ist heute umstritten. Eventuell wurde die Pflixburg schlicht und einfach aufgegeben und der Natur überlassen.



Für unsere Visite parkten wir unseren Wagen in der Nähe von Wintzenheim. Danach folgte der Aufstieg durch den Wald. Für die Hin- und Rücktour auf schneebedeckten Wegen benötigten wir rund eineinhalb Stunden. Die Pflixburg besitzt eine fast vollständig erhaltene Ringmauer und verfügt über eine Ausdehnung von ca. 70x40 Metern. Auf der Anlage thront der 23 Meter hohe Bergfried, der allerdings nicht mehr begehbar ist. Von den Unterkünften und Wirtschaftsgebäuden gibt es nur noch sehr geringe Reste. Dafür ist die Zisterne noch erhalten. Wenngleich wir wie bereits erwähnt weder Drachenwesen noch Prinzessinnen auf der Burg entdeckten, scheint sie jedoch nicht ganz verlassen zu sein. Die zahlreichen Fußspuren und Fäkalien deuteten daraufhin hin, dass die Burg zumindest gelegentlich von Vierbeinern bewohnt wird.

Donnerstag, 3. Januar 2013

Die Verwaltung, die Verrückte macht

In einem anderen Post (Die Jagd nach dem Passierschein A 38 oder Verwaltung auf Französisch) hatte ich schon einmal von den unergründlichen Wegen der französischen Verwaltung berichtet. Wie Asterix & Obelix in ihrem Abenteuer Asterix erobert Rom darf ich momentan hautnah den Wahnsinn der hiesigen Bürokratie erleben.

Mein A 38 ist in diesem Fall das Kindergeld. Aufgrund einer Änderung im Beschäftigungsverhältnis benötigte die Familienkasse CAF ein Formular ein anderer Behörde. Nichts leichter als das! Nach einigen Wochen kam dann jedoch von der entsprechenden Behörde die Mitteilung, dass sie nicht zuständig sei. Nun gut, die freundliche Dame von der CAF hatte uns augenscheinlich falsche Informationen gegeben. Also noch einmal! Wieder passierte wochenlang nichts. Nach diversen Telefonaten und E-Mails kam endlich das ersehnte Formular, das gleich weiter an die CAF ging. Darauf folgte wochenlang nichts. Telefonate und E-Mails wurden mit dem üblichen Geschwafel und Hinhalten beantwortet. 

Plötzlich dann jedoch ein Lebenszeichen! Die Angaben der vorherigen Behörde waren nicht vollständig. Also noch einmal dort nachfragen. Erklärungen für diesen Lapsus? Fehlanzeige! Immerhin hatten wir schon nach wenigen Tagen das entsprechende Dokument und konnten es an die CAF weiterleiten. Wieder zogen die Wochen ins Land. Es wurde gestreikt, gearbeitet, wieder gestreikt. Erneut verging die Zeit wie im Fluge. Mittlerweile haben wir seit sieben Monaten kein Kindergeld erhalten. Angeblich soll der Antrag in den nächsten sechs Wochen bearbeitet werden. Wer’s glaubt...

Besonders spannend ist im Übrigen ein persönlicher Besuch im Haus, das Verrückte macht. Dort erklärt man einer Dame, warum man vor Ort ist und erhält von ihr eine Wartenummer. Dann wartet man vierzig Minuten, wird aufgerufen und glaubt, endlich von der süßen Frucht der Erkenntnis kosten zu dürfen. Dumm nur, wenn schließlich die Dame am Schalter mit den Achseln zuckt und sagt, dass sie der falsche Ansprechpartner sei und man eine falsche Wartenummer erhalten habe. In diesem Fall habe ich die Dame auf das Schild im Wartesaal hingewiesen und sie gefragt, wie man angesichts solcher Umstände höflich bleiben soll. Auf dem provisorischen Schild ist zu lesen, dass man höflich bleiben soll und gegenteiliges Verhalten sofort zur Anzeige gebracht werde. Ein verständnisvolles Nicken und ein „Tut mir leid“ helfen in solchen Momenten auch nicht über die Enttäuschung hinweg, fast an der Quelle der Erkenntnis gewesen zu sein. 

Die weitere Stunde Wartezeit versüßt man sich damit, über die französische Verwaltung zu fluchen und andere Leidensgenossen klagen zu hören: „CAF hat mein Formular verloren, x-mal nachgefragt etc.“  Ist man schließlich selbst an der Reihe, zeigt die Hinhaltetaktik der CAF tatsächlich Wirkung. Man fühlt sich ausgelaugt und will nur noch an einen schöneren Ort als diesen. Doch wenn man im Tempel der Weisheit schon so weit vorgedrungen ist, möchte man natürlich am Ende nicht mit leeren Händen dastehen. Tatsächlich scheint dann die Sachbearbeiterin sehr weise zu sein. Für sie ist der Fall völlig klar. Beim intensiven Nachfragen stellt sich jedoch heraus, dass doch nicht alles so klar ist. Falsche Informationen und ein Schreiben, das wir niemals erhalten haben, sind nur zwei Beispiele.

Dieses Erlebnis mit dem Kindergeld ist extrem, aber keine Besonderheit. Wer mit dem Gedanken spielt, nach Frankreich überzusiedeln, benötigt beim täglichen Kampf mit der Verwaltung starke Nerven und Geduld. Das bezieht sich nicht nur auf die öffentliche Verwaltung, sondern auch auf Banken, Versicherungen, Kinderkrippen, Auto-Werkstätten, Handwerker etc. Mein subjektives Gefühl ist, dass es hier bezüglich Kompetenz und Arbeitsmoral zumindest teilweise etwas anders zugeht. Inwieweit das wirklich zutrifft, möchte ich indes nicht beurteilen. 

Ein wesentliches Problem scheint jedoch zu sein, dass man hier keine persönlichen Sachbearbeiter kennt. Wenn man in Deutschland ein Schreiben der Behörde XY erhält, stehen dort der Name und die Kontaktdaten (Telefon, E-Mail) des Sachbearbeiters. Hier gibt es das nicht. Daher spricht man jedes Mal mit einer anderen Person. Jedes Mal muss man den gesamten Vorgang aufs Neue erklären. Und jeder dieser Sachbearbeiter trägt durch sein individuelles Wissen und seine individuelle (In-)/Kompetenz seinen Teil zum Vorgang bei. Heraus kommt ein Durcheinander, wie man es aus dem Film Asterix erobert Rom kennt. 

Denn kommuniziert wird untereinander in dem Haus, das Verrückte macht natürlich nicht. Möchte man mit einer bestimmten Person sprechen, so ist sie angeblich nicht erreichbar. Kontaktdaten werden nicht herausgegeben. Nur ein Rückruf, der fast nie erfolgt, wird versprochen. So dreht sich die Spirale des Wahnsinns immer weiter. Ganz nebenbei: Die geschilderten Erlebnisse haben bei weitem keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem sprechen  wir hier nicht von einer Bananenrepublik, sondern von der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas!

Wer den Film Asterix erobert Rom kennt, der kann versichert sein: Exakt so funktioniert die französische Verwaltung! Als Zuschauer ist das sicherlich amüsant. Aufgrund des unfreiwilligen Anschauungsunterrichts als Protagonist kann ich hingegen mittlerweile nachempfinden, welche Qualen die beiden Comichelden durchlitten haben müssen.