Das Ende kam still und heimlich. Die letzte deutschsprachige Zeitung im
Elsass existiert nicht mehr. Seit April 2012 erscheint die Dernières
Nouvelles d'Alsace (DNA) nur noch auf Französisch. Die zweisprachige Ausgabe (Deutsch/Französisch) wurde eingestellt. Die bisherigen Abonnenten erhalten seitdem eine zweisprachige Beilage, die aber über keinerlei Lokalnachrichten verfügt. Gleiches gilt für den Internetauftritt der Zeitung, der lediglich einige wenige überregionale Nachrichten auf Deutsch anbietet.
An dieser Entwicklung trägt auch die französische Regierung ihren Anteil. Von offiziellen Stellen wird seit jeher mit verschiedensten Mitteln versucht, die Publizierung rein lokalsprachlicher Medien zu verhindern. Insbesondere Sport- und Jugendnachrichten sollen nicht auf Deutsch erscheinen. Des Weiteren werden in Frankreich Minderheitenmedien Gelder vorenthalten, die in anderen EU-Ländern üblich sind. Kurzum: Paris benachteiligt Minderheiten. Da verwundert es nicht, dass Frankreich bis heute weder die Europäische Minderheitencharta noch die Europäische Charta der Regionalsprachen ratifiziert hat.
Die Einstellung der letzten deutschsprachigen Zeitung bedeutet zugleich einen schmerzlichen kulturellen Verlust. 1887 wurde die Zeitung vom deutschen Verleger und Drucker Heinrich Ludwig Kayser als Strassburger Neueste Nachrichten ins Leben gerufen. Der Erfolg stellte sich u.a. deshalb rasch ein, weil sie als erstes elsässisches Blatt Kleinanzeigen für Privatleute und Gewerbetreibende anbot. Ihre Bedeutung kam bald in ihrem Untertitel zum Ausdruck: General-Anzeiger für Elsaß-Lothringen, die verbreitete Zeitung Südwestdeutschlands.
Ihr Verlust ist umso bedauerlicher, wenn man bedenkt, dass ihr Verlagsort Straßburg die Wiege der deutschsprachigen Presse ist. 1605 gründete Johann Karolus hier mit der Relation nicht nur die erste deutschsprachige Zeitung, sondern zugleich die erste Zeitung der Welt.